„See you in your next life“, sagt der Buchhalter Jonathan Mardukas (Charles Grodin) zu Jack Walsh (Robert De Niro) in der Schlußszene in L.A. Der Bountyhunter Walsh hat sein Ziel damit erreicht und verzichtet auf die „bounty“ und schenkt Jonathan stattdessen seine Uhr, worauf dieser ihn dann selbst bezahlt. Die beiden Männer haben eine lange Reise hinter sich, viele Verfolgungsjagden und Actionszenen und in diesem letzten Augenblick mögen sie das Ausmaß ihrer in der Zwischenzeit gewonnenen Freundschaft noch einmal voll genießen. Denn Midnight Run ist eine klassische Gefangenentransport-Geschichte wie man sie schon von Flashback (1990, siehe Rezension auf dieser Site) oder Loin des Hommes (2015) kennt.
Männerfreundschaft zwischen den Fronten
Vom Schicksal zu Gegnern gemacht trotzen sie ihrer Bestimmung und halten sich an ihre Werte, denn im Laufe dieses typischen 80er-Jahre-Actionfilms erkennen sie, dass sie einen gemeinsamen Feind haben: Jimmy Serrano (Dennis Farina). Die aufdringliche Musik sorgt zwar immer wieder dafür, dass die Stimmung zwischen den beiden Männern zerstört wird, jedoch die Dialoge bringen sie dann doch näher, als sie es ursprünglich gewollt haben. So müssen sie sich auch gegenseitig das Leben retten und verletzen dennoch immer wieder ihr Vertrauen zueinander. Der nervös wirkende de Niro muss zudem immer rauchen, rauchen, rauchen und verzichtet dafür sogar auf ein Mittagessen. Denn die beiden sind auf ihrer Flucht vor der Polizei, der Mafia und dem FBI ziemlich knapp bei Kasse.
Temporeicher Action-Spaß mit dem jungen de Niro
Auch das komödiantische Element darf in diesem Action-Thriller nicht unterschätzt werden. Denn sowohl der Mafiachef Jimmy Serrano als auch Eddie Moscone, Inhaber eines Kautionsbüros, sind so überzeichnet in ihrer Rolle, dass sie für einige unfreiwillige und beabsichtigte Lacher sorgen. Der Kopfgeldjäger Jack Walsh, der selbst einmal Polizist in Chicago war, persifliert sich eher selbst, besonders in seinem Zweikampf um die Beute mit Marvin Dorfler (John Ashton). Denn auch ihm hat Moscone Geld versprochen, wenn er Mardukas von New York nach Los Angeles bringt: und das binnen fünf Tagen. Dumm nur, dass Mardukas, der Buchmacher des Paten, unter Aerophobie (Flugangst) leidet und so nimmt Walsh in mit auf eine Spritztour quer durch den ganzen Kontinent. Alles andere also, als ein bloßer „midnight run“, was im Englischen eigentlich Kurzausflug bedeutet. Der Regisseur Martin Brest zeichnet auch verantwortlich für die Filme: Beverly Hills Cop, Der Duft der Frauen, Rendezvous mit Joe Black, Liebe mit Risiko – Gigli.
Martin Brest
Midnight Run – Fünf Tage bis Mitternacht
Koch Home Entertainment, 1988/2015
USA, Deutsch/Englisch, 121 Minuten
Mit Robert de Niro, Charles Grodin, u.v.a.
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-11-10)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.