Pascal Bresson - Beate & Serge Klarsfeld. Die Nazijäger
Buchinformation
Die vorliegende Graphic Novel beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte der beiden „Nazijäger“ Beate & Serge Klarsfeld. Es entstand nach dem Buch „Erinnerungen“ von Beate & Serge Klarsfeld. Das Vorwort stammt von Serge Klarsfeld.
Eine schallende Ohrfeige für den Kanzler
Den Auftakt zu dieser wunderbaren Erzählung voller Scham und Schande aber auch Liebe und Gerechtigkeit bildet eine kleine Episode aus dem Jahre 1968. Auf dem Kongress der CDU in der Kongresshalle Berlin verpasst Beate Klarsfeld dem amtierenden Bundeskanzler vor Publikum und Fernsehkameras eine schallende Ohrfeige und beschimpft ihn als Nazi. Natürlich wird sie für ihren Mut und ihre Beharrlichkeit von der damaligen Studentenbewegung dafür gefeiert. Vom Establishment allerdings gebrandmarkt und zur Rechenschaft gezogen. Einen findigen Kampfgenossen findet sie dann in ihrem späteren Ehemann Serge Klarsfeld, der sie bei weiteren Aktionen unterstützt. So wollen sie gemeinsam den ehemaligen Gestapochef von Köln und dann Kommandierenden der Gestapo in Frankreich entführen, der immer noch (1970!) unbehelligt in Köln lebt. Viele der ehemaligen Nazi-Verbrecher, die die Klarsfeld ins Visier nehmen, stehen sogar tatsächlich im Telefonbuch, was die Suche natürlich wesentlich erleichtert. Die Idee dahinter: wenn sie für die Entführung eingesperrt werden, wird die Presse informiert, dass wirkliche Verbrecher frei herumlaufen und so ein Prozess in Gang gesetzt, der endlich zu mehr Gerechtigkeit führt. Was die Klarsfeld machten ist also im heutigen Sinne nichts anderes als Öffentlichkeit zu schaffen, für ein Anliegen, das viele zu lange unter den Teppich gekehrt wurde: Schuld und Sühne für Naziverbrechen.
Der lange Weg der Gerechtigkeit
Auch wenn die oben angesprochene Lischka-Entführung dann scheitert, gelingt es ihnen dann später doch, Klaus Barbie, der „Schlächter von Lyon“, vor Gericht zu bringen, der lange Zeit vom CIA gedeckt wurde und in Südamerika (Peru und Bolivien) als Folterknecht immer noch seine Dienste den dort herrschenden Militärdiktaturen anbot. 1951 hatte Barbie nach seiner Ankunft in Bolivien dem damaligen Diktator Barrientos Ortuno tatsächlich seine Dienste als Folterer angeboten und ein Büro im Innenministerium bezogen (!).Eine unglaubliche Geschichte also, die zeichnerisch in einem sehr coolen Stil rübergebracht wird, der auch etwas an die Zeit erinnert, in der sie sich ereignet hat. Dank des mutigen Einsatzes von Beate Klarsfeld, die trotz Schwangerschaft nach Peru und Bolivien flog, um den Gestapo-Chef von Lyon habhaft zu werden und ihn ausliefern zu lassen, konnte auch dieses Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte endlich abgeschlossen werden. „Es ist ein globaler Kampf“, meint Serge Klarsfeld in seinem Schlussplädoyer, „der ein großes Ganzes bildet und sich nicht in diesen oder jenen Aspekt zusammenfassen lässt: Das Schreiben historischer Werke, die Recherche und das Aktenstudium, das Aufspüren der alten Naziverbrecher sowie der hochrangigen Beamten in Frankreich, um sie vor Gericht zu stellen oder ihre Ruhe zu stören. Nicht zu vergessen der Kampf gegen den Antisemitismus und für Israel“. Im Anhang befindet sich auch ein Fotoalbum der echten Klarsfelds. Eine Lektüre, die jedem Zeitgenossen ans Herz gelegt wird.