In Carson City herrscht die Angst. Eine Bande treibt ihr Unwesen und die Stadtväter engagieren den Auftragskiller Silver (Peter Lee Lawrence), um aufzuräumen. Die erste Szene spielt in einem Steinbruch, wo die Arbeiter von ihrem Vorarbeiter wie Sklaven angetrieben werden, aber da kommt ein Fremder seines Weges: Signore Silver, wie es im italienischen heißt, oder Senor Silver im Spanischen, durch und durch ein Gentleman, den er schlägt bald dem Don des Vorarbeiters mit den Worten „sfruttatore di povera gente“ ins Gesicht und befreit so die Ausgebeuteten. „Che siete qualcuno che sarebbe capace di difendersi“ und putzt sich die Fingernägel vor dem Don.
Gewinnen nach den Regeln
Eine Bande weißbekleideter Männer mit schwarzen Halstüchern vor dem Gesicht holen sich durch einen Postkutschenüberfall das Geld der US Bank und erschießen alle Zeugen, obwohl das so eigentlich nicht geplant war. Einer der Männer, der dabei war, gehört zu den ehrenwerten Herren von Carson City und damit auch zu den Auftraggebern Silvers. Der klassische Postkutschenüberfall, der in keinem guten Western fehlen darf, wird von Alfonso Brescia spannend inszeniert und ergänzt durch weitere klassische Ingredienzen, auf die ein Western nicht verzichten kann: Zweikampf in Zeitlupe im Saloon beim Kartenspiel. Denn Silver ist ein begnadete Spieler, der in aller Bescheidenheit von sich sagt: „Io vinco sempre regolarmente“, womit wohl alle Zweifel ausgeräumt wären. Und wer noch zögert, der wird in „legitma difesa“ erschossen, den Silver zieht zwar am schnellsten, aber niemals als erster.
Western als Kapitalismuskritik
„La mia tariffa è mille dollari a testa“, nennt er den Stadtvätern seinen Preis, aber er weiß jetzt schon, dass sie ihn verraten werden: Silver soll die ganze Bande ausheben und es wird ihm versprochen, das alleinige Vorrecht dazu zu haben und sein Preis sogar auf 2000 Dollar/Kopf verdoppelt. Im Saloon bei den Damen erholt sich Signor Silver von seinen Strapazen und Kapriziosen der Stadtherren. Das verräterische Pfeifen des Kartenspielers, das auch beim Postkutschenüberfall zu hören war, schallt durch den Saloon. Dieses Pokerspiel wird Konsequenzen haben. „Gli uomini inamorati si compartano come sciochi“: die Verliebten benehmen sich wie Idioten, das wusste schon Silvers Nonna, die Oma. Aber Silver kennt nur eine Geliebte: la mia amica colt. Beim Showdown im Pferdestall benutzt er sein Stiefelmesser und Regisseur Alfonso Brescia („Sein Wechselgeld ist Blei“) beweist mit „Stirb oder Töte“ (1967) ein weiteres Mal, was das Genre Italowestern besser kann: statt toten Indianern, sterben die Stadtväter. Klassenkampf mit den Mitteln der Unterhaltung.
Alfonso Brescia
Stirb oder töte (Westernhelden #5) (1 Blu-ray + 1 DVD)
(Originaltitel: Calibro 32)
Italien 1967, Western, ca. 94 min
Mit Peter Lee Lawrence, Agnès Spaak, Cole Kitosch u.a.
Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
FSK ab 16
Extras: Trailer, Interview-Featurette, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Kochmedia Film
ASIN: B073FKZ26G
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2018-03-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.