Aus dem Französischen von Bettina Bach
„Es ist Neumond, da muss man Gold berühren!“ ruft Alix, die Geliebte des Ich-Erzählers aus und nur ihm ist es peinlich, denn er muss daran denken, dass sie die ganze Zeit Gold berührt, wenn sie miteinander schlafen, denn der vierundfünfzigjährige Anwalt zieht seine Ehering nie aus beim Sex mit Alix. Seine Beichte berichtet von seiner Beziehung zu einer 23 Jahre jüngeren Frau, dem Sex und den Gesprächen mit ihr. Aber wenn er bei Alix ist, dann muss er oft an seine Frau und seine Tochter denken, die beide seinen alten Vater pflegen, während er sich der Lust hingibt. Sein Dilemma wird aber auch noch dadurch verstärkt, dass er gleichzeitig auch noch mit seiner Frau schläft und ihm beides Spaß macht. Die Geschichte des ehebrüchigen Anwalts wird von einer Frau erzählt, die Schriftstellerin ist selbst im Alter von Alix, der Geliebten und ihr Debütroman versucht das Dilemma des Anwalts zu schildern, ohne es zu bewerten.
Der Preis der Untreue
In kurzen, einfachen aber auch prägnanten Sätzen legt die Autorin durch die Ich-Erzählung des Protagonisten ein Geständnis ab. Er versucht sich sowohl in die Lage seiner Frau zu versetzen, als auch in die seiner Ehefrau, wenn sie das Verhältnis einmal entdecken würde. Oder er stellt sich vor, wie Alix sehnsuchtsvoll auf seinen Anruf wartet und das Handy sogar mit unter die Dusche nimmt, aber er einfach nicht anrufen kann, weil er mit seiner Familie eine DVD ansieht und sie es merken würden, wenn er plötzlich verschwinden würde. „Der Preis der Treue“ ist eigentlich eine irreführende Übersetzung, denn im Original heißt der Roman „Les fidélités“.
Alles was drin ist
„Es ist toll sich sagen zu können: Das ist noch drin“, resümiert er seine Überlegungen zur Treue in der Ehe. Denn er weiß genauso wie Alix, dass er sich nie trennen wird. Solange sie es aushält wird die Geschichte ewig weitergehen, aber eben nur genauso wie sie jetzt läuft. Für die beiden gibt es keine Zukunft, auch wenn er sie sich gerne immer wieder ausmalt. Der Anwalt ist in dem Alter, in dem gerade noch alles drin ist und das will er eben auskosten. Erst als seine Tochter sich in einen 20 Jahre älteren Mann verliebt, bekommt er leichte Bedenken. Dann denkt er manchmal daran, sich von Alix zu trennen. Und als er mit seiner ganzen Familie für drei Wochen nach New York fliegt, ergibt sich eine günstige Gelegenheit für einen Abschied für immer. Wird er sich dieses Mal nicht umdrehen, wenn er von der Straße hinauf an Alix’s Fenster blickt, in der Hoffnung sie möge ihr Ritual des Nachwinkens auch in seiner Abwesenheit weiterhin pflegen?
Diane Brasseur
Der Preis der Treue
dtv premium
Roman.
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-04-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.