Stefan Bollmann hat in den vergangenen Jahren mit vielen vor allem im Elisabeth Sandmann veröffentlichten Büchern die Leselust von Frauen und ihre damit verbundene „Gefährlichkeit“ beschrieben. Nun hat er seine gesammelten Erkenntnisse in einem fast 450 Seiten umfassenden Werk zusammengefasst, in dem er eine ganz besondere Kulturgeschichte des weiblichen Lesens und der damit verbundenen Veränderungen vorlegt.
Denn als vor etwa 300 Jahren die Leselust zunächst nur wenige, im Laufe der Zeit dann immer mehr Frauen erfasste, da haben die Männer die Stirn gerunzelt und hinter der Lektüre nicht nur ihrer eigenen Frauen, sondern ganz grundsätzlich, etwas Aufrührerisches, Revolutionäres vermutet. So ganz Unrecht hatten sie damit nicht, wie Stefan Bollmann in seiner Kulturgeschichte einer „Leidenschaft mit Folgen“ aufzeigt.
An konkreten Beispielen von Frauen tastet sich Stefan Bollmann durch das 18., das 19. und dann durch das 20. Jahrhundert. Die jeweils beschriebenen Frauen und die Orte an denen sie lebten, sind typisch für die jeweilige Zeit. Ganz besonders beeindruckend fand ich persönlich das Kapitel „New York 1960: Lesen heißt sich erfinden. Susan Sontag“.
Das Buch versteht sich zwar als Sachbuch, liest sich aber gut und entfaltet durch viele Geschichten und Begebenheiten einen ganz eigenen Charme. Nicht nur für leselustige Frauen, sondern auch für Männer, die ein gutes und anspruchsvolles Buch allem anderen vorziehen, ist dieses Buch eine unterhaltsame und kurzweilige Lektüre und im Übrigen auch für die bevorstehenden Festtage ein schönes Geschenk.
Stefan Bollmann, Frauen und Bücher. Eine Leidenschaft mit Folgen, DVA 2013, ISBN 978-3-421-04561-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-10-22)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.