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Ralph Bollmann - Lob des Imperiums
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Bollmann, Ralph:
Lob des Imperiums

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(Bücher frei Haus)

Fragen, die uns heute so beschäftigen, werden nicht selten als noch nie dagewesen begriffen. Das war zu allen Zeiten so. Das Charakteristikum unserer Zeit scheint jedoch zu sein, in einer übertechnisierten Welt die Themen unseres Daseins mit einer Arroganz zu formulieren, die zu nichts führt. Die lange gepflegte Exklusion der historischen Wissenschaften, um die Fragen unseres Daseins aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Epochen neu zu beleuchten, hat nicht weiter geführt. Die einzige Konstante in der lange gepflegten Ignoranz gegenüber der Historiographie scheint in einer positivistischen Diffusion zu liegen, die nutzbringende Erkenntnisse regelrecht unterdrückt. Zumeist kommen die Heilslehren des Informationszeitalters einer Verballhornung des Hegelschen Satzes gleich, das alles, was ist, auch vernünftig ist. Selbstverständlich ohne den Hinweis auf dessen Schulgeheimnis. Ralph Bollmann hat mit seinem Buch Lob des Imperiums, das 2006 erschien, eine Seite aufgeschlagen, die den Umgang mit Kernfragen wie Geburtenrückgang, Integrationsproblemen und Terrorgefahr aus einer neuen Perspektive erleichtert.

Dabei dient ihm das Imperium Romanum als Folie, auf der er Entwicklungen nachzeichnet, die uns allen bekannt vorkommen. Angefangen von Fragen der strategischen Überdehnung, dem Umgang mit dem Barbaricum, der Demographie im imperialen Kernland bei steigendem Zivilisationsgrad, dem Umgang mit den Migranten bis hin zum Walten der Bürokratie und der Handhabung religiöser Toleranz hat Rom als Studie vieles zu bieten. Interessant ist Bollmanns Parallelisierung zum heutigen Westen und seinem hegemonialen Imperium. Die Aufklärung findet statt in der Interpretation Roms, das sich als nicht homogenes, aber ökonomisch-kulturelles Hegemonialkonstrukt erweist und damit mit dem heutigen Westen korrespondiert. Nicht jede der heute als Endzeitfrage stilisierten Kernprobleme hat zum Untergang des Imperium Romanum geführt und so manche hier diskutierte Lösung dieser Probleme hat nicht die Intelligenz und den Charme der römischen Variante.

Der Geburtenrückgang in Rom bezog sich auf die privilegierten Bürger, und nicht auf die Gesamtbevölkerung im Hegemonialbereich, Integration fand schlicht und effektiv mit dem individuellen Aufstieg der Menschen aus dem Barbaricum innerhalb der römischen Hierarchie statt und die Terrorgefahr entstand aus dem Aufbegehren der Peripherie, in der die imperiale Infrastruktur nicht ausgebildet war. Als Pendant zu Liberalismus und Toleranz fungierte ausgleichend eine unbestechliche und rigide Bürokratie, die generalisierte und nicht den Einzelfall als Maßstab zuließ. Das sind Blickwinkel, die in hohem Maße helfen könnten, mit mehr Gelassenheit und einer weiteren Perspektive die Gegenwart zu betrachten. Dass das Christentum als monotheistische Religion das Imperium Romanum letztendlich geliefert hat, auch das ist eine Überlegung in unseren Tagen wert.

[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2010-01-27)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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