Dies alles könnte man sich nicht im Traum ausmalen, wenn man außer dem kurzen „Lumpenroman“ von Roberto Bolaño nichts kennen würde. Es ist eine in Rom spielende Ariadne-/Minotaurus-Episode, vorgetragen von dem Mädchen Bianca. Von fern an Ian McEwans „Der Zementgarten“ erinnernd, denn auch hier sterben die Eltern zu früh, die Geschwisterkinder sind nicht ganz erwachsen, müssen von der Schule runter und sich mit Hilfsarbeiten durchschlagen. Im Bodybuilding-Studio lernt Biancas Bruder zwei dubiose „Freunde“ kennen, die zwar sauber, ordentlich und hilfsbereit sind, sich aber im Haushalt der Geschwister einnisten, nichts besteuern und sich wie Chefs aufführen. Bald schon schläft Bianca mit allen beiden, ohne sich emotional zu auch nur einem von ihnen hingezogen zu fühlen.
Inzwischen entwickeln der Bruder und die Kerle den Plan zu einem großen Coup, bei dem das Mädchen als Köder benutzt werden soll. Sie wird in das Haus des vergessenen Sandalenfilm-Darstellers und ehemaligen Misters Universum „Maciste“ als Dienstmädchen eingeschleust, damit der quasi wie ein Monster isoliert in seinem Labyrinth lebende erblindete Außenseiter beklaut werden kann. Sofort schlüpft Bianca ins Bett des viel älteren Blinden und befindet sich so in einem Loyalitätskonflikt zwischen mehreren Lumpen.
Ein als relativ simple Verbrechernovelle leicht zu lesendes, gar nicht spektakuläres Spiel mit Anklängen an antike mythologische Themen.
Zitat:
Obwohl ich in Wirklichkeit nicht verstanden hatte; soviel ich wusste, war Maciste Filmschauspieler und Bodybuilder gewesen, aber kein Zauberer. Vielleicht waren ihm Zauberer einfach sympathisch.
Und als Maciste mich hörte, wandte er mir wieder sein Gesicht zu und fragte, ob ich nackt sei. Ich sagte nein, ich hätte nur meine Jacke ausgezogen.
„Haben sie dir erklärt? ... Ich brauche Gesellschaft ... Ich weiß nicht, ob sie dir das erklärt haben.“
Ich sagte ja, sie hätten mir alles erklärt.
„Mach dir keinen Kopf“, sagte ich.
Obwohl ich in Wirklichkeit nicht verstanden hatte; soviel ich wusste, war Maciste Filmschauspieler und Bodybuilder gewesen, aber kein Zauberer. Vielleicht waren ihm Zauberer einfach sympathisch.
Und als Maciste mich hörte, wandte er mir wieder sein Gesicht zu und fragte, ob ich nackt sei. Ich sagte nein, ich hätte nur meine Jacke ausgezogen.
„Haben sie dir erklärt? ... Ich brauche Gesellschaft ... Ich weiß nicht, ob sie dir das erklärt haben.“
Ich sagte ja, sie hätten mir alles erklärt.
„Mach dir keinen Kopf“, sagte ich.
[*] Diese Rezension schrieb: Klaus Mattes (2016-05-19)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.