Nach jedem neuen Anschlag in Europa (die unzähligen Selbstmordattentate im Irak etc. bekommen wir ja schon gar nicht mehr mit) fragt sich die Öffentlichkeit, was in einem Menschen vorgehen muss, dass er sich selbst im Namen einer Religion (meist der Islam) oder Ideologie opfert und oft Dutzende von Menschen mit in den Tod reißt.
Wie wird ein Mensch zum Terroristen? Ist das die in den letzten zehn Jahren zunehmende schnelle Radikalisierung durch das Internet, sind es Elemente einer unversöhnlichen Religion, die alle Nichtgläubigen als Todfeinde erachtet, ist es, wie im Falle von Anders Breivik, der in dem vorliegenden Buch auch diskutiert wird, eine rechtsextreme Ideologie, die in allem Fremden eine Bedrohung des eigenen, natürlich als rein und edel imaginierten Volkes sieht?
Die beiden Autoren des vorliegenden Buches gehen nicht nur dem Attentat von Anders Breivik nach, sondern erklären auch die Gedankenwelt von jugendlichen Syrien-Reisenden. Sie behandeln die Aktionen des NSU ebenso wie die psychologischen Hintergründe der Anschläge von Brüssel und Paris.
Interessant ist, dass sie auch zeigen, dass das Phänomen terroristischer Einzeltäter nicht unbedingt ein neuzeitliches ist. Schon seit vielen Jahrzehnten stellen diese Attentate eine erhebliche Bedrohung demokratischer Gesellschaften dar.
Mein Fazit nach einer ziemlich ernüchternden Lektüre: wir müssen lernen mit solchen Attentaten zu leben und unsere Ängste davor nicht die Oberhand gewinnen lassen. Das betrifft auch den Umgang der Politik damit. Wir müssen aufpassen, dass die Reaktionen auf solche Anschläge nicht genau das befördern, was die Terroristen wollen.
Nils Böckler, Jens Hoffmann, Von Hass erfüllt. Warum Menschen zu Terroristen und Amokläufern werden, mvgverlag 2018, ISBN 978-3-86882-691-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-11-14)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.