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Alfred Bodenheimer - Der Messias kommt nicht
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Bodenheimer, Alfred:
Der Messias kommt nicht

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(Bücher frei Haus)

Der Professor für Jüdische Literatur- und Religionsgeschichte an der Universität in Basel, der 1965 geborene Alfred Bodenheimer, hat vor einigen Jahren mit der Streitschrift „Haut ab!“ seine Stimme in der damals aktuellen Beschneidungsdebatte erhoben und auf sich aufmerksam gemacht, nachdem seine bisherigen Werke zur jüdischen Literatur nur von einem kleinen Fachpublikum wahrgenommen wurden.

Nachdem er mit „Kains Opfer“ seinen ersten Roman vorlegte, einen Kriminalroman, in dem er nicht nur nachwies, dass er selbst gute Literatur schreiben kann, sondern in dem er den Leser mitten hinein in das Leben und den Alltag eines Schweizer Rabbis führte und in tiefsinnige theologische Reflexionen über zentrale Fragen der Auslegung des Talmuds, hat er die Reihe fortgesetzt und nun den dritten Fall für Rabbi Klein veröffentlicht unter dem Titel „Der Messias kommt nicht.“

Rabbi Gabriel Klein steht als orthodoxer Rabbi einer großen Züricher Synagoge vor. Er predigt, unterrichtet und macht liebend gerne Besuche in Krankenhäusern und Altenheimen bei Mitgliedern seiner Gemeinde. Ein sympathischer Theologe mit Grundsätzen ist Klein, doch er ist durchaus offen auch für neue Gedanken.

Die Fälle, die er löst, kommen zu ihm wie die Jungfrau zum Kind, er schlittert geradezu in sie hinein. Wie Alfred Bodenheimer seinen Rabbi die Fälle lösen lässt, hat auch nichts mit klassischer Krimiliteratur zu tun, wo es vor Spannung und Action nur so knistert, auch nicht mit der pastoralen Ermittlungsarbeit etwa eines Pater Brown. Wenn er allerdings mitten in seinem normalen Alltag einem Verbrechen auf die Spur kommt, da springt bei Rabbi Klein etwas an, was ihn bis zur Lösung nicht mehr zur Ruhe kommen lässt.

Im vorliegenden Buch ist Rabbi Klein im Rahmen eines sabbaticals zu Gast in Basel und übernimmt in der dortigen Gemeinde zunächst widerwillig einige Vertretungsdienste. Im Rahmen eines solchen Dienstes kommt in einem Tagungshaus ein renommiertes Mitglieder der Baseler Kulturgemeinde zu Tode. Er wird unter rätselhaften Umständen erschossen.

Wie schon in den ersten beiden Bänden verknüpft Bodenheimer genial eine durchaus spannende und verwickelte Handlung, die schlussendlich zur überraschenden Lösung des Falls führt, und eine theologische Debatte, die zunächst parallel läuft, deren Interpretation aber am Ende den Fall lösen hilft.

Rabbi Kleins sabbatical soll sich mit einem historischen Streitgespräch von Sebastian Münzer zwischen einem Christen und einem Juden beschäftigen, ob der Messias kommen kann und wann er kommt. Dieser Strang des Buches war für mich als Theologe fast noch interessanter als die Kriminalhandlung. An einer Stelle sagt Rabbi Klein zu einer Mitarbeiterin des jüdischen Museums in Basel zu seiner Arbeit, „ ihn überzeuge des Messias-Gedanke von Maimonides, dem großen mittelalterlichen Philosophen aus Cordoba, am meisten: dass der Messias eigentlich ein intellektueller Zustand sei. Der Moment, in dem die Welt von selbst Gott erkenne und damit den furchtbaren Irrtum, der jedem Streit und jedem Unrecht zugrunde liege. Eine Welt, in der die Gerechtigkeit durch die Menschen herrsche, das sei für Maimonides die messianische Welt.“

Trotz seiner orthodoxen Grundhaltung hat der Rabbi viel Verständnis für die Menschen und das allzu Menschliche. Bodenheimer hat ihm mit Rivka eine Ehefrau gegeben, die mit eigenem Profil ihm treu zur Seite steht und auch dieses Mal mit einer klugen Beobachtung zu der Frage, dass der Messias nicht kommt, den entscheidenden Hinweis zur Auflösung liefert.

Wieder eine gelungene Mischung aus Krimi und rabbinischer Theologie mit feinen Bemerkungen über die Konkurrenz zwischen Zürich und Basel und vielen Beschreibungen jüdischen Lebens und Alltags in der Schweiz. Auf den nächsten Fall warte ich mit Spannung.

Alfred Bodenheimer, Der Messias kommt nicht, Nagel & Kimche 2016, ISBN 978-3-312-00686-1

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-04-13)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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