„Krieg, Handel und Piraterie – und dazwischen immer das Geheimnisvoll-Mythische des Meeres, Geschichten von Aiolos, dem unberechenbaren Herrscher der Winde, von menchenfressenden Laistrygonen, von den Meeresungeheuern Skylla und Charybdis oder den betörend-grausigen Sirenen, bei denen die Winde ruhen, damit sie die Meeresbefahrer durch ihren Gesang betören und auf ihre Insel locken können: Solches Seemannsgarn kam an in einer Zeit, da griechische Kolonisten ihre Heimat verließen, umd die Meere auf der Sauche nach neuen Siedlungsplätzen zu erkunden.“, schreibt Ernst Baltrusch in seinem Essay „Antike Horizonte“ und auch heute noch hört man gerne von diesem „Seemannsgarn“. Alles andere als Seemannsgarn sind selbstverständlich die hier in vorliegender Publikation versammelten Beiträgt zum Theme Europa und das Meer, das mit einer Vielzahl von Abbildungen glänzt und ergänzend zur gleichnamigen Ausstellung (13.06.2018 - 06.01.2019) im Deutschen Historischen Museum in Berlin erschienen ist.
Europa: Meer, Feuer und die Frau
Höhepunkte aus über 2000 Jahren maritimer Kulturgeschichte Europas, eine Epochenübergreifende Präsentation mit über 400 Abbildungen und große Aktualität eines fundierten Sachbuchs (Flucht über das Meer nach Europa, Ausbeutung von Meeresressourcen u. a.) sind weitere Kriterien die „Europa und das Meer“ zu einer herausragenden Publikation machen und zeigen welche bedeutende Rolle das Meer spielte, wenn auch schon frühe Zeitzeugen der „Aneignung des Meeres“ Argwohn gegen das neue „Verkehrsmittel“ hegten: Thukydides, Sallust oder Cicero meinten jedenfalls in Städten am Meer eine “bestimmte Verderbnis und Veränderlichkeit des sittlichen Zustands“ zu verorteten, wie Baltrusch aufschlussreich zitiert. Ein anderer, Meneander, spricht gar von drei Übeln auf der Welt (der Antike): „Meer, Feuer und die Frau“. Dabei waren es wohl gerade diese drei Übel, denen Europa seine Existenz und Prosperität verdankt.
Bedeutung des Meeres für die EU
Das Katalogbuch spiegelt die Bedeutung des Meeres als Herrschafts- und Handelsraum der Europäer, als Brücke und Grenze, als Ressource und als Sehnsuchtsort wider und belegt damit nicht zuletzt wie sehr die europäische Geschichte und Kultur durch die Erschließung und Nutzung der Europa umgebenden Meere geprägt wurde. Aber auch die sich wandelnde Wahrnehmung des Meeres in der Kunst wird in vorliegender Publikation ausführlich geschildert und betrachtet.
In 13 Themen, je einer Hafenstadt zugeordnet, spannt sich der Bogen von der Antike bis in die Gegenwart und zeigt Europa vom Meer aus gesehen.
Europa und das Meer
Hg. Dorlis Blume, Christiana Brennecke, Ursula Breymayer, Thomas Eisentraut für das Deutsche Historische Museum
Beiträge von E. Baltrusch, B. Belge, R. Crowley, G. Elligsen, K. Gualdé, A. Haaland, R. Hachtmann, L. Heerten, A. Kube, O. Mörke, M. North, C. Pagenstecher, D. Richter, D. Röhrlich, S. Rinke, P. de Souza, U. Wolff-Thomson
448 Seiten, 301 Abbildungen in Farbe und 114 S/W
21 x 28 cm, gebunden
ISBN: 978-3-7774-3014-0
HIRMER Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2018-09-27)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.