Veroniques kurze Romanen ähneln Novellen. So wie in ihren bisherigen Werken legt sie auch in „Menschenseele“, ihrem neuen, in Frankreich 2014 erschienenen Roman, den inhaltlichen und auch sprachlichen Fokus auf Figuren, die vorsichtig gesprochen eher seltsam sind, nicht hineinpassen in die Welt, sich mit ihrem Leben und Handeln geradezu dagegen sperren. Sie scheinen einfach nicht hineinzupassen.
Da ist der namenslose Ich-Erzähler, der nicht spricht und von seiner Umwelt als geistig behindert angesehen wird. Zusammen mit seinem älteren Bruder lebt er in den französischen Bergen auf einem alten, verfallenen Hof. Sie befinden sich in einer „Haltung unbestimmten Wartens“, wie Bizot das nennt.
Sie haben nur mit zwei anderen Menschen wirklichen Kontakt, dem misanthropischen Theaterautor Adrien Fouks und dem geheimnisvollen Montoya. Der von seinem Bruder total unterschätzte Erzähler nennt Montoya einen Mann, der „eine recht verblüffende Zahl von Sprachen beherrschte, sehr dünne jamaikanische Zigarren rauchte und dass er, auch wenn er zumindest vorerst scheinbar nichts mit der Welt zu tun haben wollte, ihre Regeln offenbar kannte.“
Die vier treffen sich regelmäßig, sprechen über manches, über vieles aber schweigen sie. Auch als sie miteinander nach Turin reisen, bleibt in stiller Rätselhaftigkeit, was mir als Leser schon nach den ersten Seiten als immer lautere Frage aufkam: was will Veronique Bizot mit ihrem poetisch und literarisch sehr anspruchsvollen Text überhaupt ausdrücken?
Der Roman bleibt genauso geheimnisvoll dunkel, wie seine Figuren.
Veronique Bizot, Menschenseele, Steidl 2016, ISBN 978-3-95829-136-2
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-01-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.