Die wunderbare Kraft des Dankens
„Wenn es uns gelingt, heute in Dankbarkeit zu leben, werden wir der Vergangenheit nicht nachtrauern und ums um die Zukunft nicht sorgen“.
Dass man sich bedankt für ein schönes Geschenk, das ist selbstverständlich. Dass aber Danken als aktive Haltung uns dazu verhelfen kann, selbst in den schweren Zeiten unseres Lebens den Mut nicht sinken zu lassen und anderen Menschen gegenüber eine grundlegend dankbare und wertschätzende Haltung zu finden, dafür braucht es Bücher und Gedanken wie die von Bienkowski. Zumindest für mein Verständnis.
In 14 Lektionen erläutert Andrew Bienkowski unter Mithilfe von Mary Akers seine Schule der Dankbarkeit.
Andrew Bienkowski selbst fand sich zu Beginn seines Lebens in dramatischen Umständen wieder. Mit seiner Familie als fünfjähriger nach Sibirien deportiert, erlebt er mit, wie der Großvater auf seine Rationen verzichtet und den tatsächlichen Hungertod bewusst in Kauf nimmt, um den Seinen eine größere Chance auf ein Überleben zu geben.
Dies ist nur eines der dramatischen Erlebnisse der „sibirischen Geschichten“, die im Buch geschildert werden und die seine grundsätzliche „Lebensdankbarkeit“ mit geprägt haben.
Weitere Erlebnisse aus dieser schweren Zeit folgen und werden in diesem Buch etappenweise aufgearbeitet. Jedes diese Erlebnisse steht für eine „Lektion“ eines dankbaren und gestaltenden Lebens. Sei es die Großmutter, die mutig dem Dorfkommissar widerspricht und die uns lehren kann, mutig wir selbst zu sein und zu bleiben. Sei es die Beharrlichkeit der Mutter, auf die Wiederkehr ihres Mannes zu warten und dafür Vergünstigungen nicht wahrzunehmen, die damit die Kraft innerer Motivation veranschaulicht.
Aus der Vielzahl dramatischer und bedrängender Erfahrungen hat der spätere Psychotherapeut Andrew Bienkowski eine Haltung der Verbundenheit mit dem Leben und der Dankbarkeit allen Erfahrungen und Erlebnissen gegenüber entwickelt. Dieses Lebens- und Arbeitskonzept fußt auf seiner Grundannahme, dass „alles mit allem verbunden ist“. Heilungskraft für ein zufriedens und sinnvolles Leben liegt daher laut Bienkowski in dem Einüben von „aktiver Dankbarkeit“ der Welt und den Menschen gegenüber, die sicherlich ungewohnter und aufwendiger umzusetzen ist, als die spontanen Anflüge von Dankbarkeit, die ich bei offenkundig schönen Erfahrungen des Lebens erlebe. Bienkowski hält den Leser damit an, tiefer sein eigenes Leben auf dankenswerte Momente hin zu betrachten.
Mary Akers obliegt es, die „sibirischen Geschichten“, die Kindheitserlebnisse Andrew Bienkowskis, in erzählender Form zu gestalten, Er selbst erläutert seine Einsichten anhand dieser Geschichten. Durch diese nachvollziehbaren und einfach zu verstehenden Generalisierungen erhalten die persönlichen Erlebnisse des Kindes Andrew Bienkowski in meinen Augen grundlegende Bedeutung für jeden suchenden Menschen.
Im Stil nicht dozierend, sondern wie im erzählenden Gespräch, wird u.a. die Kraft von Dankbarkeit, zu Hören, Verständnis, Freundlichkeit, letztlich die Kraft der Liebe und anderer wesentlicher Elemente menschlichen Daseins in fassbarer und, vor allem, motivierender Form nahe gebracht.
Ein unbedingt zu empfehlendes Buch in einer Zeit, die das „Ich selbst“ weit in den Vordergrund gerückt hat und wenig Probleme mit dieser Haltung gelöst bekommt.
[*] Diese Rezension schrieb: Michael Lehmann-Pape (2010-03-29)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.