„Mum sagt, es gibt keine Monster. Aber sie irrt sich.“ Die alkoholkranke und geschiedene Kathy will ihre Tochter Lizzy zu ihrem Ex-Mann bringen, aber auf dem Weg durch ein dunkles Waldstück fährt ihr Auto gegen einen verwundeten Wolf und sie schleudern. Eilig ruft Kathy den Notarzt an, denn obwohl sie nur leicht verletzt sind, brauchen sie dringend Hilfe. Der strömende Regen und die Atmosphäre eines schier undurchdringlichen Waldes tun ihr Übriges zur Entfaltung eines psychischen Horrors, der sich besonders in dem Moment zu entfalten beginnt, als Lizzy bemerkt, dass die Leiche des Wolfes von der Fahrbahn verschwunden ist. Bryan Bertino von dem auch die Filme „Mockingbirds“(2014), „The Strangers“ (2008), „The Blackcoat’s Daughter“ (2015) stammen, kreiert in seinem vierten Film ein beklemmendes Stück Kinematographie in der die Allegorie des Monsters keiner klareren Auslegung bedarf. König Alkohol, dem ihre Mutter verfallen ist, ist das eigentliche Monster, das Lizzy, die kleine Tochter von Kathy, am Ende bekämpfen muss und gegen den nur ein Mittel hilft: Exorzismus.
Kampf gegen das Monster...
In einfühlsamen Rückblenden wird auch die Geschichte des Elternpaares erzählt, das sich von Alkohol- und Drogenmissbrauch gezeichnet immer weniger um die kleine Lizzy kümmert, was zur zunehmenden Verwahrlosung ihrer Tochter führt, aber deren Widerstandsfähigkeit – wie sich im Kampf gegen das Monster deutlich zeigt – nicht beeinträchtigt. Eindrucksvolle mystische Bilder des Regens und des Waldes sowie der Nacht zaubern eine beeindruckend beklemmende Atmosphäre, die auch im Homekino auf einem kleinen Bildschirm mitzureißen vermag. Countrymusic und ein trockener Spruch zur Einstimmung in den Film, die verschlafene Mutter nach einer durchzechten Nacht, Alkoholentzug und viele andere Details machen „The Monster“ zu viel mehr als einem bloßen Horrorfilm, der auf Adrenalinschübe setzt, denn die Atmosphäre wird vor allem durch die Darstellung der Mutter besonders authentisch und nachfühlbar.
...in uns allen!
„To fight against your dragons“ ist ein im Englischen gebräuchlicher Ausdruck um die eigene Regenerationsfähigkeit auszudrücken, die es braucht, um sich von solchen Monstern wie Alkohol oder anderen Defekten und Defiziten zu befreien. Dass diese Rolle schlussendlich die Tochter übernehmen muss und die Mutter am Ende ihren Verletzungen erliegt, bedeutet nichts anderes, als das Lizzy nun auf sich allein gestellt ist und erwachsen geworden ist. Ein oft schmerzvoller aber dennoch vitaler Prozess für ihre eigne Überlebensfähigkeit. „Mum sagt, es gibt keine Monster. Aber sie irrt sich. Sie sind da draußen und warten auf dich. Sie beobachten dich. Sie lauern im Dunkeln, manchmal da wo man sie sehen kann, manchmal da wo man sie nicht sehen kann. Das weiß ich jetzt. Ich habe keine Angst mehr.“, sagt Lizzy.
Bryan Bertino
The Monster
Mit Zoe Kazan, Scott Speedman, Ella Ballentine, Aaron Dougals, u.a.
USA, 2016, Koch Media Home Entertainment
91 Minuten, BluRay,
14,99.-€
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-03-24)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.