Holzfällen ist die Geschichte eines künstlerischen Abendessens in Wien, das von einem älteren Künstlerehepaar zu Ehren eines Burgschauspielers veranstaltet wird. Erzählt wird dieses Abendessen von einem literarischen Ich, das die meiste Zeit in einem Ohrensessel aus den fünfziger Jahren sitzt und als dessen kritischer Beobachter, der alles auseinandernimmt, auch sich selbst, fungiert. Das Buch kennt keine Absätze oder Kapitel, der Erzähler lässt während seiner Abrechnung, Thomas Bernhard nennt sie Erregung, alles aus sich heraus fliessen, setzt dabei das Mittel der ständigen Wiederholung ein, mit dem es ihm gelingt, die Situation samt ihren Verstrickungen schärfer und schärfer zu zeichnen, so dass einem als Leser keine einzige Beobachtung entgeht, dass man vereinnahmt wird, dass man den Beobachtungen letztlich zustimmen muss.
Holzfällen ist eine Abrechnung mit dem verlogenen Kulturbetrieb, es beleuchtet die Karrieren von Künstlern, die in ihren 20er und 30er Jahren vielleicht noch soetwas wie Ablehnung gegen den Staat vertreten haben, die sich im Laufe ihrer Karriere doch immer weiter AUSverkauften, um sich letztlich von hohen hohlen Staatsdienern Auszeichnungen anheften zu lassen, um sich staatliche Gelder zu sichern ... es handelt von Künstlern, die in ihrer Kunst, trotz vorgetäuschter höherer Ambitionen, immer niedrig, immer kleinbürgerlich geblieben sind, von Künstlern, die einen Schein um sich aufgebaut haben, die Gesellschaften veranstalten müssen - wie eben jenes künstlerische Abendessen, in das sich der Erzähler mehr ungewollt verfangen hat, weil er schließlich selbst zu diesen Leuten gehört, die er so verachtet.
"... wir sind überhaupt um nichts besser, als diese Leute, die wir andauernd nur als unerträgliche und widerliche Leute empfinden, als abstoßende Menschen, mit welchen wir möglichst wenig zu tun haben wollen, während wir doch, wenn wir ehrlich sind, andauernd mit ihnen zu tun haben und genauso sind wie sie. Wir werfen allen diesen Leuten alles mögliche Unerträgliche und Widerwärtige vor und sind selbst um nichts weniger unerträglich und widerwärtig und sind vielleicht noch viel unerträglicher und widerwärtiger als sie, denke ich."
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[*] Diese Rezension schrieb: Arne-Wigand Baganz (2004-06-24)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.