Es schneit. Aber im Herzen des dunklen Ritters brennt ein Feuer, das durch die Wut auf seinen ärgsten Widersacher immer wieder neu entfacht wird, obwohl sein eigenes Licht schon beinahe abgebrannt ist. Lee Bermejo porträtiert einen gealterten Batman, der dreier Geister bedarf, um seine eigene Existenz aufrechtzuerhalten. Dieser Batman ist vor allem von Rache geleitet, denn seine Wut gilt auch den Mitläufern, den vermeintlich guten Menschen, die aufgrund ihrer eigenen Notlage das Böse unterstützen und das alles mit der guten Ausrede, es doch für die liebe Familie zu tun. Aber eine Ausrede bleibt eine Ausrede und das Böse bleibt böse, auch wenn es guten Menschen zum Überleben dient.
Batman, der Existentialist
Bob, der Familienvater, muss eigentlich nur ein Päckchen zustellen, doch dabei wird er von Batman gestellt und gleich als Lockvogel eingespannt. „Was zum Teufel hat Batman mit Weihnachten zu tun“, reagiert Bob dann gereizt, als ihn sein Sohn Tim auf die Fledermaus anspricht. „Im Leben ist nicht immer alles nur schwarz oder weiß. Manchmal tun auch gute Menschen böse Dinge“, meint Bob und sieht aus seiner kleinen Schuhschachtel hinaus auf die verschneiten Straßen Gotham Citys. Auch der dunkle Ritter ist in dieser Batman-Adaption oft sehr nachdenklich, und hat Bilder aus der Vergangenheit, die vor ihm erstehen: Die Trauer über Robin’s Tod, seine eigene Jugend, seine Hoffnungen. „Damals war er noch jünger, sein Leben war noch voller Hoffnung. Hoffnung auf Veränderung, Vertrauen in die Zukunft.
Der innere Feind
„Ja, sein eigener Geist war wohl ein wenig abgeschweift. Feiertage. Was für ein nostalgischer Humbug. Es war eine Nacht, wie jede andere, sagte er sich…ob Heiligabend oder nicht.“ Doch dann begegnet ihm Catwoman, die die Wahrheit beugen will, um zu bekommen, was sie will, so wie jede Frau das müsse, sagt sie. Selbst das alte Katz‘ und Maus Spiel mit ihr will ihm nicht mehr so recht gefallen und langweilt Batman, „vertane Zeit“, das Spiel mit der Peitschenschwingerin, selbst dann wenn ihre roten Lippen sich dicht an seine Ohren drücken. Superman gibt ihm in seinem Gastauftritt den Tipp zum Arzt zu gehen, denn sein gepanzerter Dress würde seinen Körper nicht vor inneren Feinden schützen. Selbst herzlose Menschen könnten an einem Herzinfarkt sterben, oder? Aber Batman hat „nur“ eine Lungenentzündung und hustet sich durch dieses düstere Abenteuer im Kampf gegen die Monster der Vergangenheit.
Der innere Feind
„Man muss den Sprung wagen, das Risiko eingehen, dass man scheitert, aber es wenigstens probieren.“ Und Batman ist so überschwänglich bei seinen Taten, dass er wie ein Ex-Knacki am liebsten „alles auf einmal tun würde“. Doch auch er ist nur ein Mensch, und als solcher sind ihm Grenzen gesetzt, die der dunkle Ritter immer wieder zu überschreiten weiß. „Seine Bilder sind glatt und doch voller Nuancen. Noir und doch modern. Trist und doch fesselnd“, schreibt Jim Lee über Lee Bermejos Batman-Interpretation und genau das macht diese Comicfigur so einzigartig unter all den anderen Helden: er ist in all den Jahren nicht gereift, sondern trägt die alte Flamme der Empörung weiter, von Abenteuer zu Abenteuer.
Lee Bermejo
Batman –NOËL
DC Premium
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[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-12-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.