Was geht mich der Adel an? So könnte man fragen, und dieses Buch schnell zur Seite legen. Doch will man unser Nachbarland England und seine besondere Geschichte, die gerade in den aktuellen Auseinandersetzungen um seinen Status in der EU wieder virulent werden, besser verstehen, muss man etwas wissen über die Geschichte des Adels in diesem Land. Denn in kaum einem anderen europäischen Land hat der Adel noch heute eine solche Bedeutung wie in England.
Entsprechend dem Motto des Elisabeth Sandmann Verlags („Schöne Bücher für kluge Frauen“) widmet sich das vorliegende Buch von Luise Berg-Ehlers, einer passionierten Englandkennerin, der Rolle und der Bedeutung des weiblichen Adels in England und seiner oft unterschätzten Macht.
Da geht es nicht nur um die Königin und andere politisch aktive Ladys, sondern auch um die Bedeutung adliger Gärtnerinnen für die besondere Gartenkultur der Insel und vor allen Dingen in einem langen Kapitel um die Literatur als weibliche Domäne. Die Mitford-Schwestern, Vita Sackville-West. Edith Sitwell, Virginia Woolf, Sybille Bedford Und die berühmte Jane Austen werden ausführlich beschrieben und ihre Lebensumstände dokumentiert. Das gesellschaftliche Leben und die Partys erhalten ein eigenes Kapitel und auch die Dienerinnen werden nicht vergessen. Denn „ohne die Dienerinnen keine Ladys“.
Es ist ein literaturgeschichtlich und kulturgeschichtlich interessantes Buch, durchaus nicht nur für kluge Frauen.
Luise Berg-Ehlers, Extravagante Engländerinnen. Adelige Landpartie zwischen Herrenhaus, Garenidylle und Dinnerparty, Elisabeth Sandmann 2014, ISBN 978-3-938045-84-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-03-25)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.