In acht Tagen soll Prendiluna die Welt retten, indem sie gute, würdige Menschen findet und jedem von ihnen jeweils eine ihrer zehn Katzen schenkt. Prendiluna macht sich mit einem löcherigen Koffer voller Katzen auf den Weg und versucht das Unmögliche: die Welt zu retten.
Zehn Katzen und eine Alte
In einer kindlichen Sprache, die allerdings alles andere als jugendfrei ist, entfaltet Benni ein modernes Märchen, das vor Neologismen und komischen Einfällen nur so strotzt. Auch die Übersetzerin, Mirjam Bitter, hat sich sichtlich Mühe gemacht die abstrusen Einfälle und Wortschöpfungen Bennis auch im Deutschen lustige (er)scheinen zu lassen, denn wie anders könnte man solche Ausdrücke wie „Rat-gout“ „Fatzenbuck“ (facebook) oder „telegepimpte La-la-las und Humpa-Humpas“ bezeichnen? Aber auch seltene Fremdwörter wie etwa Pollakisurie (häufiger Harndrang) oder Hyperhidrosis plantaris (Schweißfüße) werden von Benni in den Sinnzusammenhang seiner Erzählung gebracht, auch wenn er nicht unbedingt gegeben erscheint und jedem sofort einleuchtet. Gute Literatur braucht eben seine Zeit. Und Benni versteht es, das Vokabular des Märchens mit dem der Science Fiction und der Gegenwart ebenso zu verknüpfen wie die Idiolekte der heutigen Jugend. So erklärt er nicht nur Technologie aus techne und logos, sondern auch den Ausdruck „hater“, der offensichtlich auch unter italienischen Jugendlichen der Jetztzeit verbreitet zu sein scheint. Ein Auszug aus einem Chat zweier solcher Ausgeburten kann wohl als Anbiederung an eben diese Generation verstanden werden, Bennis Romane zu lesen, statt zu chatten. Denn hier würden diese Fratzen zumindest ein paar Fachausdrücke lernen: „Hip-Hop, Pip-Pop, Trip-Trop, Disco, House und Privatpartys“.
Dem Mond ganz nahe
Und als dann noch Chiomadoro und die Hannibalianer, Cervo Lucano und Commissario Garbuglio auf den Plan treten, wird es für Prendiluna immer schwieriger ihren Plan zu erfüllen. Aber wie auch Benni schreibt, steckt in jeder Katze die Seele eines Künstlers oder Hexenmeisters und vielleicht liegt die Rettung der Welt ja gerade in dem Koffer mit den Katzen? Prendiluna versucht ihr Glück, selbst wenn sie dazu wieder nach dem Mond („Luna“) greifen muss.
Der 1947 in Bologna geborene Stefano Benni erlebte 1983 seinen literarischen Durchbruch mit dem Science-Fiction-Roman „Terra!“, der ebenfalls bei Wagenbuch erschienen ist. Bei Wagenbach sind außerdem erschienen u.a. „Geister“, „Brot und Unwetter“, „Von allen Reichtümern“ und „Die Pantherin“.
Stefano Benni
Prendiluna
Aus dem Italienischen von Mirjam Bitter
Quartbuch. 2019
256 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag
Buch 24,– € / E-Book 19,99 €
ISBN 978-3-8031-3314-4
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[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2019-09-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.