Waren das Sterben und der Tod über eine lange Zeit auch ein in der Literatur eher gemiedenes Thema, hat sich in den letzten Jahren hier viel verändert. Viele, meistens gute Bücher sind erschienen, in denen Frauen und Männer mit den Mitteln der Literatur eigenes Sterben oder das Sterben ihnen naher Menschen versuchen zu verstehen und zu bewältigen.
Ein besonders beeindruckendes und bewegendes Beispiel ist der zornig-zärtliche Bericht von Linda Benedikt über ihren Abschied von ihrer Mutter.
Es sind die letzten sieben Tage im Leben der Mutter, sieben Tage letzte gemeinsame Zeit in einem kleinen Krankenzimmer. Lange Jahre war Linda Benedikt ohne Sprache für das, was sie dort erlebt hat. Nun, aus der Erinnerung heraus, erzählt sie von ihren Erfahrungen. Und sie erinnert sich intensiv und so dicht, als sei es letzte Woche gewesen. Das Vergangene ist so aktuell präsent, als geschähe es gerade jetzt. Ein Beispiel dafür, dass Trauerprozesse manchmal lange dauern, sich verschieben können, bzw. nachgeholt werden können.
Linda Benedikt nimmt ihren Leser mitten hinein in den schmerzhaften Prozess eines Abschieds, der alle Gefühle auf einmal zusammenfließen lässt. Emotional keine leichte Lektüre, aber eine, die einem zeigen kann, dass der Tod auch im eigenen Leben jeder Zeit an der Tür stehen kann, und dass man jeden Tag und jede Stunde wertschätzen sollte, den man mit geliebten Menschen verringt.
Linda Benedikt, Eine kurze Geschichte vom Sterben, Arche 2013, ISBN 978-3-7160-2704-2
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-10-31)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.