Jack Dana, der Ich - Erzähler des neuen Romans von Louis Begley, hat als US- Marine in vielen unterschiedlichen Ländern gekämpft, und er wusste sich auch immer der richtigen Sache verbunden. Auch nach einer schweren Verletzung und seinem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst, beschleichen ihn keinerlei Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns.
Er beginnt zu schreiben und hat in seinen Erlebnissen als Soldat eine Menge Stoff, der ihm nicht ausgeht. Und was keiner für möglich hielt: gleich sein erster Roman wird ein großer Erfolg.
Jack Dana hat einen Onkel namens Harry, ein erfolgreicher Anwalt mit einer noblen Wohnung in der Nähe des Central Parks in Manhattan und einem tollen Landsitz am Meer. Nach dem frühen Tod von Jacks Eltern war dieser Onkel ihm eine Art Elternersatz, und nun nach dem Ende seiner Militärzeit ist er ihm so etwas wie ein Mentor geworden.
Nachdem Louis Begley zu Beginn des Romans die beiden Hauptpersonen, Jack und Harry ausführlich beschrieben hat und auch deren besondere Beziehung zueinander, nimmt der Roman etwas Fahrt auf, als Jack eines Tages - mittlerweile schwimmt er selbst im Geld, nachdem dem ersten Buch weitere gefolgt sind und sein erstes sehr erfolgreich verfilmt wurde - von einer Reise zurückkehrt und seinen Onkel in dessen Landhaus erhängt auffindet. Neben ihm liegt dessen geliebter Kater mit gebrochenem Genick.
Nachdem er seinen ersten Schock überwunden hat, wächst in Jack die Gewissheit, dass sein Onkel sich niemals erhängt, und auch niemals seiner geliebten Katze etwas angetan hätte. Er nimmt sich vor, den Mörder zu finden, und die Tat zu rächen.
Er findet heraus, dass die Sozietät, in der Harry sehr erfolgreich einen wichtigen Kunden, einen der konservativsten und mächtigsten Männer Amerikas betreut hatte, ihn mit dem Hinweis auf eine angebliche Demenz, abserviert hat.
Jack beginnt umgehend seiner Recherchen und stößt im Studio seines Onkels auf weitere Ungereimtheiten. Nun wird dieser Kriminalroman langsam richtig lebendig, mit sehr detaillierten und genauen Beschreibungen der Hauptpersonen und ihrer politischen Haltung und gesellschaftlichen Stellung.
Der Roman will dem Leser einen Blick verschaffen auf die Oberschicht Amerikas und deren amoralischen Zustand. Schon zu Beginn des Buches, als der Ich-Erzähler schreibt: „Mit meinem Gewissen bin ich im Reinen. Was ich getan habe, würde ich ohne jedes Zögern wieder tun“ ist dem Leser klar, dass er den Mörder fassen und stellen wird.
Wer sich allerdings dahinter versteckt, das bleibt sehr lange offen in einem Roman, der sprachlich zu überzeugen weiß.
Louis Begley, Zeig dich, Mörder, Suhrkamp 2015, ISBN 978-3-518-42466-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-02-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.