Der Fado (deutsch: Schicksal) ist der volkstümliche Musikstil, der sich besonders durch die Sehnsucht nach einem besseren Leben in wehmütigen Klagen ausdrückt und der saudade Ausdruck verleiht, was man hierzulande gerne mit Nostalgie übersetzt. Unglückliche Liebe, soziale Missstände oder einfach nur der Übermut am Leben werden hier besungen, kein Wunder geht sein Ursprung doch auf die Matrosen und Stadtstreicher zurück, die es in der Welt- und Seemacht Portugal zuhauf gab. Denn Portugal war einst eine Kolonialmacht von der es auch heute noch viele Zeugnisse in seiner Hauptstadt Portugal gibt. Der vorliegende Stadtführer stammt aus der Feder von Johannes Beck, der das Glück hatte, seinen Zivildienst in Lissabon abzuleisten und deswegen über viele Insidertipps verfügt. Natürlich gibt es auch sehr viele praktische Tipps wie günstige Unterkünfte, Öffnungszeiten, Restauranttipps und eine große Karte und kleine Karten der behandelten Spaziergänge in die schönsten Viertel der Stadt. Einer hier gleich vorweg: sollten Ihnen etwas gestohlen werden, könnten Sie es am Flohmarkt Feira da Ladra am nächsten Tag wiederfinden, denn er heißt nicht umsonst: „Markt der Diebe“.
Eine andere Besonderheit Lissabons resp. Portugals sind die gemalten Fliesen, die sich fast überall finden, selbst in den Außenbezirken der Hauptstadt. Die sog. „Azulejos“ schmücken nicht nur kunstvoll die schönen Metrostationen Lissabons, sondern auch so manche Innenfassade delikater Restaurants in der Innenstadt, wo natürlich – wie könnte es anders sein – frischer Fisch serviert wird. Azulejos sind bemalte Fliesen mit denen viele öffentliche Gebäude, Klöster, Paläste und Kathedralen in Lissabon und Portugal geschmückt werden. Die Tradition dieser Fliesen geht bis ins 14./15. Jahrhundert zurück und kam damals aus dem arabisch besetzten Spanien nach Portugal, denn al zulaique in Arabisch bedeutet auf Deutsch so viel wie „polierter Stein“. Ein spezifischer, eigener dezidiert portugiesischer Stil entwickelte sich im 17. Jahrhundert heraus, der sich durch naturalistische und exotische Motive auszeichnete. Nach dem großen Erdbeben von 1755 wurde auch die königliche Manufaktur Real Fabrica gegründet um den steigenden Bedarf an Fliesen stillen zu können.
Unvergesslich wird den Besuchern auch die Benutzung der Elevadores, der Aufzüge Lissabons, bleiben, denn diese verbinden ganze Stadtteile und überwinden so mühelos Anstiege und Hügel. Der bekannteste Aufzug ist der Elevador de Santa Justa, auch Elevador do Carmo genannt. Man löst ein Ticket und fährt von Baixa in den höher gelegenen Staddteil Chiado. Aber wer will kann auch noch einen Café im Turm des Aufzuges trinken. Der Personenaufzug im Stadtzentrum wurde 1902 nach Plänen des Ingenieurs Raoul Mesnier de Ponsard errichtet und besteht zur Gänze aus Stahl. Zur Zeit der Errichtung wurde er noch durch eine Dampfmaschine betrieben, die aber bald durch Elektromotoren ersetzt wurde. Der Elevador ist ganze 45 Meter hoch und hat zwei original mit Holz dekorierte und mit Glasscheiben und Messingbeschlägen ausgestattete Kabinen. 24 Personen haben darin Platz, aber es wird ganz schön weg dann.
In zwölf Spaziergängen zeigt der ehemalige Bewohner der Stadt die größten Sehenswürdigkeiten Lissabons und macht auch das Angebot für drei Ausflüge in die Umgebung, etwa nach Almada auf der anderen Seite des Stadtflusses Tejo, zu den mon-dänen Seebädern Cascais und Estoril sowie zu den Königsschlössern im bunt romantischen Sintra. Auch an das Nachtleben hat der Autor gedacht, denn Lissabon hat wirklich alles zu bieten, was einen Städteurlaub ausmacht.
Johannes Beck
Städteführer Lissabon MM-City
Michael Müller Verlag, 288 Seiten, herausnehmbare Karte (1:12.000), 8. Auflage 2016,farbig, 17,90 EUR (D),18,40 EUR (A), 26,90 CHF,
ISBN 978-3-95654-237-4
8. Auflage 2016
17,90 EUR
[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-04-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.