Eine Frau auf der Flucht, die sich freiwillig in die Spitzen eines Zaunes fallen lässt, darüber der Titel „Kill, Baby Kill“, dann die Signation: so beginnt dieser Mario Bava Film, der dritte in der Collection bei Koch Media Films. „Reisende werden hier mit Särgen begrüßt. Wollen Sie wirklich hier bleiben?“, frägt der Kutscher den Reisenden, den er eilig abliefert, um schnell wieder weiterzufahren. Kroger (Piero Lulli) findet ein ruinöses Schloss vor und sofort stellt sich das Gefühl der Entfremdung ein: Kutsche, Sargträger, rote Kapuzen, Ruinen, Ruinen, Ruinen. Der Fremde tritt ein ins Wirtshaus und alle schweigen. Eine unwirtliche Gegend mit unwirtlichen Menschen, das ist der erste Eindruck Krogers, der in dieses abgelegene Dorf gekommen ist, um den Selbstmord eines Dienstmädchens zu untersuchen. „Senza di te la mia vita non ha più scopo.“, ohne Dich hat mein Leben keinen Sinn mehr, kein Ziel, ein Satz, der gleich auf mehrere Protagonisten des Films anwendbar wäre.
Operation „Angst“
Gemeinsam mit Dr. Eswai (Giacomo Rossi-Stuart) muss Kroger bald feststellen, dass der vermeintliche Selbstmord zu einer Reihe weiterer bizarrer Todesfälle gehört, die alle mit dem mysteriösen Schloss Graps in Verbindung stehen. Insgesamt sollen es sogar schon 12 Selbstmorde gewesen sein. Kurz darauf wird sogar Kroger ermordet, aber Eswai will nun das Rätsel des Schlosses auf eigene Faust daran lösen. Der Arzt findet bei einer Autopsie eine Münze im Herzen eines Toten. „Nur mit einer Münze wird derjenige in Frieden ruhen“ erklärt ihm Irena die Seltsamkeit. Aber noch eine andere Frau spielt eine wichtige Rolle: Monica (Erika Blanc). Sie ist zurückgekommen, um die Erbschaft ihrer verstorbenen Eltern anzutreten. „Wovor soll ich sie bewahren? Das Unheil nimmt seinen Lauf wie es will.“ Die Villa zeichnet sich besonders durch die Wendeltreppe in der Schlossruine aus, denn hier kann der Regisseur sein Faible ganz ausleben: auch Monika wird purpurgrün, blau-türkis wie eine Schlange auf der Wendeltreppe ausgeleuchtet. „Sono venuta per mettere fine alla maledizione“, der finale Showdown, ein Zweikampf der beiden Frauen beginnt mit der Schlangenwendeltreppe, „La cattena della morte è finalmente spezzata.“
„Kill, Baby Kill“
„Operazione paura“ (deutsch: Operation Angst) – so der Originaltitel gehört mit seinem Inhalt und seiner Komposition zu einem der besten Filme Bavas, aber damit ist nicht die Musik gemeint. Die Ball spielende Melissa spielt darin eine tragende Rolle, die nur noch von ihrer Mutter übertroffen wird. Der irreführende Titel von „Operazione Paura“ könnt auf den erfolgreichen Vorgänger von Mario Bava zurückzuführen sein, der in S/W-gedrehte „Die Stunde wenn Dracula kommt“. Damit das Publikum gleich weiß, dass es derselbe Regisseur ist, wurde der Einfachheit halber „Operazione Paura“ in „Die toten Augen des Dr. Dracula“ umbenannt. Immer noch besser als der amerikanische Titel: „Kill, Baby Kill“, oder?
Die toten Augen des Dr. Dracula
Mario Bava Collection #3
(Originaltitel: Operazione paura)
Italien, 1966, DVD/BluRay 80/83min
Mit Giacomo Rossi-Stuart, Erika Blanc, Fabienne Dali, Giana Vivaldi, Micaela Esdra, u.a.
Deutsch/Englisch/Italien
Extras: Trailer, neuer Audiokommentar von Tim Lucas, Interviews mit Erika Blanc, Lamberto Bava, Micaela Esdra, Fabio Melelli,, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
2017, Special Edition 2DVDs und 1 BluRay, Koch Media Home Entertainment
29,99.-€
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-04-04)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.