Kathrin Baumstark - Lee Miller: Fotografin zwischen Krieg und Glamour
Buchinformation
Rund 150 Aufnahmen aus der Zeit von 1929 bis 1951 zeigt das Hamburger Bucerius Kunst Forum in vorliegendem Katalog zur Ausstellung, die noch bis 24.9.2023 ebendort stattfindet. Lee Miller (1907-1977) war aber nicht nur Fotografin, sondern auch Modell, Muse, Surrealistin, Kriegsberichterstatterin, Gourmetköchin. Eine vielseitige moderne Frau, die in bisher Männern vorbehaltene Realitäten vordrang.
Eine Frau mit vielen Facetten
Natürlich zeigt die Publikation auch das berüchtigte Foto von Lee Miller in Hitlers Badewanne. Aber dazu gesellt sich auch ein Foto ihres Fotografie-Kollegen David E. Scherman, der ebenfalls in der Badewanne possiert. Einzig die Schuhe vor der Badewanne wurden durch seine ersetzt. Das Kapitel "Millers Krieg" zeigt die beiden Aufnahmen als Gegenüberstellung auf einer Doppelseite. Andere Fotos dieses Kapitels zeigen das zerstörte Deutschland, Miller in Uniform, das Lazarett der GIs, oder Soldaten in Deckung. Als wohl erste weibliche "embedded" Journalistin ist Lee Miller direkt an der Front und zeigt mit ihrer Kamera auch die Schrecken der Konzentrationslager. Aber auch das befreite Paris, einen (kleinen) Picasso, der zu der (großen) Miller in Uniform aufblickt oder im letzten Kapitel auch Bilder ihrer letzten Lebensstation Farley Park in East Sussex, England. Nach einem aufregenden Leben soll sie ihre Kamera dann weggelegt und sich auf die Gourmetküche spezialisiert haben (allerletztes Kapitel Kochkunst). Ein Farb-Bild ihrer "Cauliflower breasts" von 1973 ist ebenso zu bestaunen wie ihre surrealistisch inspirierten Fotografien aus ihrer Frühphase.
Vorbild vieler kunstschaffender Frauen
Lee Miller wurde auch als Einfluss auf den Surrealisten Man Ray zitiert. Als Fotomodell für Vogue arbeitete sie zunächst vor der Kamera, aber ab den 1930er-Jahren hinter der Kamera. Gemeinsam mit ihr oder auf eine Idee von ihr hin, soll Ray auch die Solarisation, ein Fotografieentwicklungsverfahren, erfunden haben. https://www.facebook.com/watch/?v=2446701132216165 Aber in der männlich geprägten Welt der Dreißiger Jahre, strich er den Ruhm ein und sie ...die Groupies. Ihr Untreue und ihr Karrierebewusstsein sollen der Grund für die Trennung des Künstlerpaares gewesen sein. Aber offensichtlich hat dies beiden nicht geschadet, denn sowohl Man Ray als auch Lee Miller gingen ihren Weg. Kompromisslos bis zum Ende. Ergänzt wird die vorliegende Werkschau von mehr als 150 Aufnahmen im Großformat (22,5 x 28 cm) durch einleitende Essays, die Lee Miller unter verschiedenen Vorzeichen beleuchten. Ein großes Vorbild also für künftige Generationen von kunstschaffenden Frauen. Ihre Verdienste für die internationale Fotografie machte vor allem ihr Sohn Antony Penrose posthum bekannt.
Kathrin Baumstark (Hg.)
LEE MILLER
Fotografin zwischen Krieg und Glamour
Beiträge von A. Bouhassane, E. Bronfen, K. Gimmi, C. Hug, K. Menzel-Ahr
240 Seiten, 186 Abbildungen in Farbe und S/W, 22,5 x 28 cm, gebunden
ISBN: 978-3-7774-4132-0
45,00 € [D] | 46,30 € [A]
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2023-07-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.