Die „50 bittere(n) Wahrheiten, die Patienten kennen sollten“, die der Wissenschaftsredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, Werner Bartens, auf den Innenumschlagseiten seines neuen Buches notiert hat, sollte man vielleicht zuerst lesen, bevor man ein Buch zur Hand nimmt , das nüchtern aufzeigt, woran unser System der medizinischen Versorgung krankt. Obwohl als eines der besten, wenn nicht das Beste auf der ganzen Welt hoch gelobt, macht es doch die Menschen krank und das Land arm. Denn auch unser Gesundheitssystem hat sich ganz dem Wachstumsdenken unterworfen. Und wenn die Gesundheitsindustrie wachsen soll, müssen immer mehr Menschen krank sein, bzw. durch allerlei möglichen neuen Untersuchungsmethoden und Diagnosen krank gemacht werden.
Werner Bartens zeigt in seinem Buch, wie die unterschiedlichsten Krankheiten erfunden werden und weshalb in großer Zahl völlig unnötige Medikamente verschrieben werden. Aufwendige Untersuchungen werden nicht selten gemacht, um herauszufinden, woran der Patient leidet, sondern weil der Abschreibungsbedarf immer teurer werdender Geräte das erfordert.
Das Buch will aufrütteln, besonders die Menschen, die als Ärzte und medizinisches Fachpersonal im System arbeiten und in großer Zahl selbst damit unzufrieden sind. Aber auch den einfachen Patienten soll deutlich werden, welche Möglichkeiten sie trotz allem haben, mit etwas Wissen sich gegen unsinnige und teure Behandlungen zu wehren.
Werner Bartens, Heillose Zustände. Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht, Droemer 2012, ISBN 978-3-426-27581-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-08-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.