Der neue Roman von Nicolas Barreau (mir ist es gleich, ob das ein Pseudonym ist oder nicht) erzählt wieder einmal von einer jungen Frau, die durch viele Widrigkeiten hindurch ihre Angst und Zurückhaltung überwindet und nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu ihrer großen Liebe findet. Barreaus Romane sind für Leser großer „wertvoller“ Literatur sicher wenig geeignet. Aber wer sich, wie der Rezensent, zwischendurch gerne einmal von einem durchaus anspruchsvollen Liebesroman entführen und unterhalten lassen will, findet immer wieder großen Gefallen an ihnen.
Der neue Roman mit dem Titel „ Das Cafe der kleinen Wunder“ hat es mir schon von Anfang an angetan, weil Barreau seine Protagonistin, die Philosophiestudentin Nelly, sich mit den Theorien des Franzosen Paul Virilio beschäftigen lässt und sie dem Leser auch auf eine verständliche Weise nahe bringt.
In ihren Professor, ein Virilio-Spezialist, ist sie schon lange heimlich verliebt. Als sie ihre Masterarbeit über Virilio, seine Wissenschaft von der Dromologie und seine Theorie vom Rasenden Stillstand abgibt, will sie ihm seine Liebe gestehen. Doch noch bevor sie einen langen Brief übergibt, erzählt der ihr, dass er ihr die versprochene Stelle nicht geben könne, das er sich in eine italienische Kollegin verliebt habe und nach Italien gehe.
Nelly ist am Boden zerstört, kauft sich spontan die begehrte rote Handtasche, an der sie schon tausend Mal vorbeigelaufen ist und flieht in ihre Wohnung. Dort findet sie eine Kiste mit zahlreichen Büchern ihrer verstorbenen Großmutter. In einem der Bücher und auf einem Granatring, den ihr die Großmutter überlassen hat, findet sie eine Gravur, die sie berührt: Amor vincit omnia. Überzeugt davon, dass ihre Flugangst Schuld daran ist, das ihr Professor mit eben dieser italienischen Wissenschaftlerin nach New York geflogen ist, statt mit ihr, die zunächst eingeladen war, hebt sie ihr Erspartes ab, mietet sich über das Internet eine Wohnung in Venedig und begibt sich auf sie Suche nach den Spuren dieser Widmung.
Dort trifft sie durch Zufall den Italiener Valentino, der ihr mehrfach aus der Patsche hilft und sich sofort in Nelly verliebt. Doch die zögert und halt ihn für einen Gigolo.
Dennoch kommen sie sich näher, erst recht, als Nelly im Cafe von Valentinos Vater sich den Spuren ihrer Großmutter nähert und deren Liebesgeschichte.
Als sich Valentino fast zwei Wochen für Nelly ziemlich rar macht, um mit Hilfe von Freunden an einer Riesenüberraschung zu arbeiten, mit der er ihr seine Liebe gestehen will, glaubt Nelly schon das auch bei ihr keimende zarte Pflänzchen verloren. Doch dann muss sie sich ihrer größten Angst stellen…
Mit vielen Wendungen, die immer wieder neue Geheimnisse hervorbringen, die dem Leser erst allmählich deutlich werden, erzählt Barreau eine romantische Liebesgeschichte voller wunderbarer Reminiszenzen an die beiden Städte, die immer wieder mit der Liebe in Verbindung gebracht werden: Paris und Venedig.
Nicolas Barreau, Das Cafe der kleinen Wunder (tb), Piper 2017, ISBN 978-3-492-31053-6
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-10-04)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.