Elena Ferrantes neapolitanischer Romanzyklus „Meine geniale Freundin“ wurde nicht nur in Deutschland über eine Million Mal verkauft. In vorliegendem Band beschreibt der Autor und Literaturkritiker Nicola Bardola – der von den frühen Werken der Ferrante ausgeht – die Themen und Motive, die sich durch ihr Gesamtwerk ziehen. Nicola Bardola interpretiert zentrale Momente, vor allem Elena Ferrantes ersten Roman von 1992, „Lästige Liebe“, denn für ihn erweist sich gerade er dabei als Schlüssel für das Verständnis aller weiteren Werke.
Zwei Elenas
59 Farbabbildungen von Originalschauplätzen geben in vorliegender Ausgabe auch visuell einen Einblick in das Werk der Ausnahmeschriftstellerin Elena Ferrante, die stets als Unbekannte unter einem Pseudonym schrieb und dennoch bekannt war. In „Frantumaglia – Mein geschriebenes Leben“ erklärte Ferrante ihren Zugang zum Schreiben und ihren schriftstellerischen Werdegang. Ähnliches tut sie seit Frühjahr 2018 auch im Guardian, der englischen Tageszeitung, in der sie eine wöchentlich erscheinende Kolumne führt. Bardola selbst schreibt in seinem Vorwort, dass es in seinem Buch eigentlich um zwei Elenas gehe: Elena Greco (genannt Lenù), die Romanprotagonisten, und andererseits um Elena Ferrante, die Autorin. Denn auch nach der vermeintlichen Enthüllung von Claudio Gattis im Jahre 2016 gibt es immer noch ein Geheimnis über Elena Ferrante.
Das Rätsel um die Autorin
Die zentralen Erzählmotive habe Elena Ferrante schon in ihrer ersten Erzählung „L’amore molesto“ (Lästige Liebe) geliefert, schreibt Bardola: „die Hassliebe zur Geburtsstadt Neapel und zum neapolitanischen Dialekt, die Schwierigkeiten mit der Herkunft (...), die Suche nach der eigenen Identität“ sowie „die Darstellung ökonomischer Verhältnisse, Arbeit, Sexualität und Gewalt und das Hinterfragen von Machtverhältnissen und von zentralen Motiven wie Feminismus und Bildung bis zur Bedeutung von Kleidung“. Aber natürlich widmet sich Bardola vor allem auch der neapolitanischen Tetralogie (sic), auch derem viertem Teil, der in Maturità (110 Kapitel) und Vecchiaia (53 Kapitel) gegliedert ist. Das italienische Original, schreibt Bardola, enthalte viele Feinheiten, die nicht in die deutsche Übersetzung hinübergerettet werden konnten. Er illustriert dies auch an einigen Beispielen wie etwa dem dialektalen „buttare giù“. Außerdem beschreibt er gegen Ende des Buches eine persönliche Begegnung mit der Autorin. Die es natürlich vehement abstritt, sie zu sein. Stattdessen schreibt Bardola aber eine Autobiographie der Autorin auf und zerstreut alle Gerüchte über die wirkliche Elena Ferrante indem er alle in Frage kommenden Autorinnen aufzählt. Letztendlich zählt aber doch ihr Werk mehr, als ihre Person und „Elena Ferrante – meine geniale Autorin“ bietet eine willkommene Möglichkeit, dieses noch einmal Revue passieren zu lassen. Auch mit den vielen Bildern. Für alle Leserinnen und Leser des Buchs, die mehr über Autoren und ihre Pseudonyme wissen möchten gibt es ein Zusatzkapitel als kostenlosen Download auf der Verlagsseite.