Eine neue literarische Stimme macht sich seit einigen Jahren erfolgreich auf dem hart umkämpften deutschen Krimimarkt bemerkbar. Während viele Jahre lang erfolgreiche Serien wie etwa Donna Leons Romane um den Commissario Brunetti aus Venedig schon seit langem an Langeweile und immer mehr von dem Gleichen nicht zu überbieten sind, hat der in Deutschland und in Frankreich lebende Autor unter dem Pseudonym Jean Luc Bannalec sich mit seinem ersten Roman, seinem ersten Fall für Kommissar Dupin 2012 mit einem sogar von der etablierten Literaturkritik beachteten Paukenschlag zu Wort gemeldet.
„Bretonische Verhältnisse“ und auch der zweite Band „Bretonische Brandung“ waren Kriminalromane, die uns nicht nur einen kantigen, menschlich authentischen Kommissar mit einer eigenen, kritischen Meinung präsentierten, sondern auch eine überaus spannende und anspruchsvolle Handlung. Daneben glänzten beide Bücher mit ganz wunderbaren Beschreibungen der einzigartigen Natur des Finistere und des Atlantiks und mit jedem Buch mehr mit langen Ausführungen über bretonische und keltische Kultur und Mythen.
Während der dritte Band „Bretonisches Gold“ viele Schwächen und Längen hatte, kehrte Bannalec mit seinem vierten Band „Bretonischer Stolz“ nicht nur zur Qualität der ersten Bücher zurück, sondern übertraf sie sogar.
Der im letzten Jahr erschienene fünfte Fall „Bretonische Flut“ lieferte eine gelungene und lehrreiche Verknüpfung einer durchaus spannenden Handlung mit zahlreichen Hinweisen auf die Ökologie des Atlantiks vor der Bretagne und des Finistere und ihren bedrohten Zustand.
Waren schon in den vergangenen Jahren alle Bände trotz aller Unterschiede absolut lesenswert und unterhaltsam, hat man auch bei dem neuen Band „Bretonisches Leuchten“ sofort das wieder das Gefühl man befände sich, wie dieses Mal auch der Kommissar und seine Partnerin Claire, im Urlaub.
Dieser Urlaub an der Cote de Granit Rose im Norden der Bretagne wurde Dupin in Gemeinschaftsarbeit zwischen seinem Arzt, seiner Assistentin Nolwenn und seiner Partnerin Claire sozusagen aufgedrückt. Immer nur am Strand auf dem Handtuch zu liegen, wie es Claire vorschwebt, ist ein Horro für Dupin und so verlässt er den Strand mit Ausreden sooft er nur kann. Bei diesen Ausflügen ist er natürlich wie immer mit offenen Augen unterwegs und auch sein Hotelier und die Inhaberin des maison de presse sprechen ihn permanent an wegen ungewöhnlicher Dinge, die da in der Ortschaft Tregastel vor sich gehen. Zuerst verschwindet eine Heiligenstatue aus der örtlichen Kirche, dann eine Touristin nach einem heftigen von Dupin auf der Hotelterrasse beim Abendessen beobachteten Streit mit ihrem Mann.
Bald schon ist der detektivische Spürsinn von Dupin geweckt. Er hat aber nur das Problem, dass er seine geheimen Ermittlungen vor Claire verstecken muss, und auch Nolwenn und Riwal im Büro in Concarneau verweigern jede Unterstützung mit dem Verweis auf Dupins dringend notwendige Erholung.
Schon am dritten Tag des gemeinsamen Urlaubs fällt Dupin auf, dass offenbar auch Claire hinter seinem Rücken mit ihrer Klinik Kontakt hat. Sich viele Kontakt zunutze machend und in aller Schnelle ein lokales Informationsnetzwerk aufbauend, sammelt Dupin innerhalb weniger Tage viele Informationen zu zunächst völlig unzusammenhängenden Phänomenen, bis ihm am Ende der ersten Urlaubswoche ein Licht aufgeht und aller klar wird.
Ich habe dieses Buch, wie die anderen fünf Bände auch, wieder mit viel Freude gelesen, sehr viel gelernt über die Gegend, die Menschen und ihre Kultur und der Wunsch, endlich bald einmal selbst das Finistere zu besuchen ist beim Lesen immer stärker geworden.
Vielleicht legt ja Bannalec, so wie es Martin Walker für seinen Bruno getan hat, bald einmal eine Art Reiseführer vor, mit dem sich Leser auf Spuren Dupins an die wunderbaren Orte und Restaurants begeben können, die er in seinen Büchern beschreibt.