Am „fahnenrost“ – so der neueste Gedichtband von Arne-Wigand Baganz - kratzt eben jener Autor zumeist lyrisch auf 144 Seiten, gedruckt und verlegt by Books on Demand GmbH, Norderstedt. Von einer Odessa-Reise stammt die Titelbildgestaltung per Foto aus der Froschperspektive: Vier Lautsprecher am Mast sind auf den Betrachter gerichtet; sie muten an wie waagerecht gestellte Glocken...
Die Texte aus den Jahren 2004 bis 2006 sind aktuelle Bestandsaufnahmen, die zwischen Kindheitserlebnissen und „Palast-Abriss“ verlaufen, Natur aber auch viel epochales Vergehen schildern, das zumeist in östlichen Ländern, die der Autor bereiste, (noch) rostende Spuren hinterlassen hat.
Dann: das Leben ohne Ideologien, ohne Dogmen und Ismen wie in dem Gedicht:
„in Appolons kretischem Garten / die toten Dichter / ruhen ewig.... / viele ihrer Worte / einsam hinterlassen: / sind noch wach / ohne jeden Anschein / von Trauer zu tragen / sie haben den Tod ihrer Herren / längst verwunden / in Appolons kretischem Garten / die toten Dichter / ruhen ewig...“
Eine Anspielung auf das gewaltfreie Kreta zur Zeit des Königs Minos?
Die dichterische Nähe zu Friedrich Hölderlin spricht aus vielen Texten des Dichters Baganz. Skepsis des menschlichen Fortschritts wird in seinen kurzen Prosatexten deutlich wie bei:
„Die frei entfaltete Persönlichkeit“.
Dem Autor „tragischen Nihilismus“ unterstellen zu wollen, würde bedeuten, den (verhinderten?) Romantiker in Baganz zu übersehen, der das Sprachverständnis seiner Zeitgenossen zuweilen durch ungewöhnliche Zeilenumbrüche seiner Gedichte erschwert, was das mehrmalige Lesen des Textes erfordert, um ihn zu verstehen.
[*] Diese Rezension schrieb: H.T. Reliwette (2006-08-31)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.