Schon in den achtziger Jahren habe ich als Leser der damaligen Frankfurter Zeitschrift "Kommune" mit großem Interesse die Aufsätze des damals noch jungen Werner Bätzing verfolgt. Er verstand es, jenseits von Naturromantik und dem fundamentalistischen Teil der Ökologiebewegung dem Leser sowohl die Schönheit insbesondere der Alpenregion nahe zu bringen, als auch mit scharfer Feder ihre Bedrohung und Gefährdung zu beschreiben.
Ein Teil dieser Arbeiten für die "Kommune" zusammen mit vielen anderen, zum Teil an entlegenen Orten erschienenen Aufsätzen von Werner Bätzing erschien 2009 in einem sehr lesenswerten und informativen Sammelband unter dem Titel: "Orte guten Lebens. Die Alpen jenseits von Übernutzung und Idyll".
Die Texte aus mehr als zwei Jahrzehnten des mittlerweile als Professor für Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg arbeitenden Werner Bätzing drehen sich allesamt um die wichtige Frage, wie unter den heutigen Rahmenbedingungen ein lebenswertes Leben in den Alpen möglich ist, ein Leben, das sich dessen bewusst ist, seine eigenen Lebensgrundlagen nicht zerstören zu wollen.
Der berühmte Reinhold Messner schreibt in seinem Geleitwort zu diesem kulturgeschichtlichen Buch:
"Es war Werner Bätzing, der mein Interesse, das lange Zeit auf den Gipfel fokussiert war, auf die Menschen in den Alpen gelenkt hat. Seine Forschungsergebnisse, seine Bücher und vor allem sein Einsatz vor Ort haben ihn zum bedeutendsten Sprecher jener Bergkultur gemacht, von der die Zukunft der Alpen abhängt."
Auch in seinem neuen Buch mit vielen eindrucksvollen Fotografien für den wbgTheiss Verlag führt Bätzing seine fundamentale Kritik fort. Der Erhalt des Kulturraums Alpen steht in Frage durch Massentourismus, Autobahnen, Stauseen und jede Menge neuer Gewerbegebiete. All das verändert den Alpenraum in den letzten Jahren immer mehr und so droht die Natur- und Kulturlandschaft dort gänzlich zu verschwinden.
Nach wie vor gilt: "Weil die Alpen in der europäischen Kulturgeschichte das zentrale Symbol für fremde, bedrohliche Natur darstellen, können sie besser als andere europäische Regionen erklären, wie heute eine nachhaltige Entwicklung in Europa aussehen kann, die gerade in einer extrem schwierigen Umwelt ökologische Stabilität mit kultureller Lebendigkeit verbinden kann."
Der vorliegende Band verbindet eine Zusammenfassung von Sachwissen über die bedrohte Alpenlandschaft und deren Ursachen und mögliche Auswege mit wunderbaren Bildern, die anschaulich belegen, was da auf dem Spiel steht.
Werner Bätzing, Die Alpen. Das Verschwinden einer Kulturlandschaft, wbgTheiss 2018, ISBN 978-3-8062-3779-5
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-10-11)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.