Ja, solche Nachbarn wie Ole, von dem Fredrik Backman in seinem in Schweden über eine halbe Million Mal verkauften Roman erzählt, gibt es. Es gibt solche alten, einsamen, verbitterten und auf den ersten Blick regelrecht bösartigen und zwanghaften Männer, dessen einzige und liebste Beschäftigung es scheint, andere zu kontrollieren und zu schikanieren. So auch Ove, der 59jährige Zwangsrentner, der seine Nachbarschaft mit seiner rechthaberischen Art und seinen Forderungen nach Einhaltung der Regeln in seiner Wohnsiedlung in den Wahnsinn treibt. Doch als neue Nachbarn einziehen, wird er sein Verhalten überdenken und die ganze Geschichte dieses Mannes wird dem Leser offenbar.
Zunächst eher abstoßend, wird Ove bei näherem Hinsehen zu einem vom Schicksal schwer getroffenen Mann, der nie gelernt hat auch mal fünfe gerade sein zu lassen. Für ihn muss das Recht immer Recht bleiben, Vorschriften sind dazu da eingehalten zu werden, ob sie nun sinnvoll sind oder nicht.
Ove hat nach dem Tod seiner Frau jeglichen Lebensmut verloren hat, mit ihrem Tod ist jede Farbe aus seinem Leben gewichen wie er selbst sagt. Jemand der wie Ove so liebevoll über seine verstorbenen Frau spricht, kann bucht böse sein. Das denkt jedenfalls Oves neue Nachbarin Parwaneh, die ihm auf herzerfrischende und manchmal übergriffige Art Lebensmut und Freude vermittelt.
Es ist ein bewegendes, anrührendes Buch, gleichwohl witzig und lustig. Lachen und Weinen wohnen in ihm nahe beieinander.
Wer weiß, vielleicht versteckt sich auch in deinem unzugänglichen und schwierigen Nachbarn eine solche Geschichte. Vielleicht fragst du ihn einmal wie es ihm geht.
Frederik Backman, Ein Mann namens Ove, Krüger 2014, ISBN 978-3-8105-0480-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-09-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.