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Hans-Helmar Auel - Der rätselhafte Gott
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Auel, Hans-Helmar - Der rätselhafte Gott bestellen
Auel, Hans-Helmar:
Der rätselhafte Gott

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(Bücher frei Haus)

Der Mensch neigt dazu, sich zumindest das Verständnis des christlichen Gottes zu Recht zu legen nach eigenem Verständnis in der eigenen Lebenswelt.
Und auch Pfarrer sind davor nicht gefeit im alltäglichen Gemeindeleben und dem Auslegen biblischer Texte Gottesdienstbesuchern etwas logisch nachvollziehbares, im gegenwärtigen Leben Nutzbares und durchaus auch Beruhigendes anzubieten und daher sperrige, schwierige, dunkle Texte manchmal gerne zu vermeiden.
Das sperrige Bild eines Gottes, der sich immer wieder der Fassbarkeit entzieht und uns Menschen damit zumutet, auch Spannungen auszuhalten und das eigene Gottesbild immer wieder in Frage gestellt zu sehen, dieses Bild Gottes und die entsprechenden biblischen Texte treten dabei allzu oft in den Hintergrund. Ebenso entsteht eine Spannung zwischen der theologischen Wissenschaft und dem Vollzug im gemeindlichen Alltag, in dem dieses wissenschaftliche Denken durchaus überfordernd wirken kann.
Hans-Helmar Auer als Herausgeber und Mitverfasser, hat sich in seinem Buch „Der rätselhafte Gott“ genau dieser Seite der biblischen Verkündigung angenommen. Um es vorweg zu nehmen: Sich diesem Thema in bester Weise angenommen.
Beide von ihm ausgemachten „Problemzonen“ führt er in seinem Buch einer Bearbeitung zu. Zum einen wählt er acht spannungsgeladene und, vor allem, in der inneren Spannung unaufgelöst verbleibende Texte aus dem Alten und Neuen Testament aus, zum zweiten führen namhaftestes Theologen des deutschsprachigen Raumes jeweils eine fundierte, wissenschaftliche Exegese zum jeweiligen Text durch. Die exegetischen Ergebnisse wiederum nimmt Hans-Herman Auel auf und bearbeitet sie in einer Predigt und einem Gottesdienstentwurf zum jeweiligen Thema. Vorweggestellt ist dankenswerter Weise ein ausführlicher Aufsatz des Systematikers Wilfried Härle, der in bester Weise in die theologischen Strömungen und wissenschaftlichen Ergebnisse der deutschsprachigen Theologie nach 1945 einführt und damit verdeutlicht, dass und wie die theologische Wissenschaft sich der dem Buch zugrundegeleggten „Spurensuche“ seit 1945 nachgegangen ist. Auf dieser, guten und notwendigen, Verständnisbasis wendet sich das Buch acht biblischen Texten und darin enthaltenen Themen zu. „Gottes glühender Zorn“ (Die Geschichte vom goldenen Kalb), der doch durch den Menschen Mose beeinflusst werden kann bietet gleich zwei spannungsgeladene Momente im Bild eines „in Zornesflammen“ stehenden Gottes und Gott als allmächtiges und allwissendes Wesen, das dennoch „mit sich handeln lässt“. Es folgt „der klagende Mensch“ (Hiob), der sich Gott in tiefster und erschütternder Klage zuwendet und den Gott in wenig moderner Weise auf die Suche nach Antworten hin verweist. In gleicher Tendenz der 88. Psalm, die bis ins äußerste gestreckte Form der Klage, die scheinbar ungehört verhallt. Diese stellt den Hörer in die tiefe Spannung des Schweigens Gottes angesichts tiefer Not. Fast folgerichtig führt uns das Buch dann die „Fluchworte“ Jeremias vor Augen, die keine Auflösung erfahren, sondern den Propheten selbst und damit auch den Leser im „Dunkeln“ belassen. „Lässt dieser Gott Menschen einfach fallen“? Für das Neue Testament wenden sich die Thematiken der Texte den „anvertrauten Talenten“ zu und damit dem durchaus unangenehm bedrängendem Hinweis auf die Rechenschaft, die der Mensch abzuleisten haben wird, führt weiter über das „Dahingeben des Lebens“ durch Jesus und, damit einhergehend, die Postulierung von Leiden auch für den nachfolgenden Menschen, geht dann ein auf das markinische „Schweigen der Frauen von der Auferstehung“, dass damit auch dem biblischen Hörer keine Gewissheit der Auferstehung vermitteln kann,, sondern in seinem „offenen Schluss“ ihn zur Suche führt. Beendet wird der Textreigen durch Hebräer 10, 26-31, der offenen Warnung an uns Menschen vor dem „Herausfallen aus dem Heil“, einer ebenfalls unbequemen, nicht gern gehörten Warnung.
Hans-Helmar Auel wendet sich mit diesem Buch in mehrfacher Hinsicht einem Wagnis zu. Zum einen beharrt er auf dem „Geheimnis Gottes“ gerade in einer Zeit, in der die Neigung zur Glättung und positiven Auflösung problematischer Erkenntnisse stark verbreitet ist. Hier nimmt er durchaus die Selbstauskunft Gottes an Mose auf, der nach Gottes Namen gefragt hatte: „Ich bin, der ich bin / sein werde“. Eine Antwort Gottes, die bereits zu Beginn des Alten Testamentes verdeutlicht, dass Gott keine Größe ist, die der Mensch einordnen, einsortieren und damit berechenbar machen könnte. Zum zweiten fundiert und belegt er die Grundhaltung, dass eine Annäherung an Gott nicht mehr sein kann als eine „Spurensuche“ in unserer Welt, wobei, wie Wilfried Härle unmissverständlich postuliert, sehr wohl zwischen „wahren Spuren“ und Spuren, die in die Irre leiten würden, unterschieden werden muss. Eine Aufgabe, der sich die theologische Wissenschaft in hohem Maße verpflichtet sieht. Und zum dritten vollzieht er einen Brückenschlag zwischen theologischer Wissenschaft und Gemeindefrömmigkeit, der in dieser Unmittelbarkeit längst nicht alltäglich ist.
In der Struktur folgt auf eine, durchweg je exzellente, wissenschaftliche Betrachtung des jeweiligen Textes, ein Predigtvorschlag des Herausgebers, in dem Hans-Helmar Auel die je herausgearbeitete und nicht wirklich aufzulösende Spannung des Textes bewahrt und somit den Predigthörer in bester Weise wieder zur „Spurensuche“ hin motiviert. Abschließend bietet Auel je einen liturgischen Entwurf für einen Gottesdienst im Kirchenjahr zum Thema. Deutlich wird, dass der Mut, Spannungsreiches unaufgelöst für den nach logischer Auflösung suchenden „gesunden Menschenverstand“ im Raume stehen zu lassen durchaus fruchtbar für die gemeindliche Arbeit und Predigtpraxis ist.
Dass sich entscheidet, was der Mensch ist, an den „Beziehungen, die er lebt“ und weniger an dem Wissen, was er ansammelt und den Schubladen, in denen sich das Denken oft vollzieht, dafür ist dieses Buch ein gelungenes Indiz. Nicht im „Wissen um Gott“, sondern in der aktiven, suchenden Beziehung zu diesem Gott vollzieht sich der Glaube. Auf diese suchende Beziehung verweist das Buch in bester Weise. Dass sich diese „Spurensuche“ auch an fremden, bedrängenden, ohnmächtigen Orten vollzieht, das ist immer und immer wieder ein wertvoller Hinweis, der im alltäglichen Leben leicht in Vergessenheit gerät.
Sowohl der hervorragende Aufsatz zu Beginn, die wissenschaftlichen Bearbeitungen der Texte und die Umsetzung in Predigt und liturgischen Ablauf sind sprachlich auch dem Laien verständlich und nachvollziehbar verfasst. Ein Buch somit nicht nur für Pfarrer, sondern für jeden „Suchenden“.

Fazit: Ein sprachlich und in seiner Struktur hervorragender Wegbegleiter für die theologische Predigtarbeit in der Gemeinde. Und darüber hinaus lesenswert und verständlich für den interessierten Laien. Empfehlenswert!

[*] Diese Rezension schrieb: Michael Lehmann-Pape (2010-04-12)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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