In seinem Buch „Der arabische Frühling“, in dem der langjährige ARD-Reporter für den Nahen Osten über den Aufstand in den arabischen Ländern berichtete, kam er 2011 zu dem Fazit, dass alles davon abhängen wird, ob den Millionen von jungen Menschen in diesen Ländern eine Perspektive aufgetan werden kann, in der sie eine Zukunft, das heißt eine Arbeit haben werden. Schon jetzt, so Armbruster 2011, verbreite sich immer mehr eine Stimmung unter den die Revolution tragenden jungen Menschen, dass sie sich fragen, was sie eigentlich nun von der Entwicklung haben. Enttäuschung und Ungeduld machen sich breit.
Den westlichen Ländern und seinen Politiker schrieb er damals auch etwas ins Stammbuch:
"Es wäre also nicht verkehrt, wenn man die 1001 Vorurteile wenigstens um die Hälfte reduziert und der Westen von seinem hohen Ross steigt, um sein Verhältnis zu den Arabern gründlich zu überdenken. Dazu gehört unter anderem die Einsicht, diese Araber können die Demokratie genauso gut lernen wie Europäer, vielleicht noch ein bisschen besser, weil sie sich ihre Demokratie selbst erstritten haben. Sie sind bereit, die Werte ihrer Gesellschaft in Frage zu stellen."
Wer die Nachrichten der letzten beiden Jahre aufmerksam verfolgt hat, muss zu dem Ergebnis kommen, dass sich in dieser Richtung wenig bis gar nichts bewegt hat. In den Ländern, in denen die Arabellion stattfand, scheint sich alles rückwärts zu bewegen. Von demokratischen Ansätzen keine Spur, ganz im Gegenteil.
Das Land, was damals noch wenig im Brennpunkt war, ist seit 2011 dagegen in den Focus internationaler Aufmerksamkeit gerückt. Ein mörderischer Bürgerkrieg, in dem auch die sogenannten Rebellen unsägliche Menschenrechtsverletzungen begehen und zunehmend islamistischer werden, hat bisher über 100 000 Opfer gefordert. Jörg Armbruster berichtet in seinem neuen Buch „Brennpunkt Nahost“ von diesem Krieg, der im Nahen Osten einen Flächenbrand auslösen kann mit unbekannten Folgen.
In vielen Reportagen und gespickt mit detaillierten Hintergrundinformationen erklärt er verständlich, wie im Nahen Osten alles zusammenhängt. Wer ist beteiligt an den unterschiedlichen Konflikten, wer hat welche Interessen? Wie verhält sich Westen und welche Rolle sollte oder musste er spielen?
Und wieder, wie beim oben erwähnten Buch über den arabischen Frühling, kommt Jörg Armbruster zu dem Schluss, dass der Westen mit seiner Haltung zum Syrienkonflikt versagt hat. In den jüngsten Verhandlungen zu den C-Waffen die im September 2013 in Genf zwischen Russland und den USA stattfanden, sieht er jedoch ein positives Zeichen. Es gebe „Anlass zu Hoffnung, dass die beiden Großmächte vielleicht doch noch gemeinsam an einer Lösung des Syrienkonfliktes arbeiten werden. Daher ist die Überlegung eines runden Tisches, an dem alle Beteiligten sitzen, vielleicht doch nicht so weltfern.“
Ein Buch, mit analytischer Tiefe geschrieben, in dem Jörg Armbruster ähnlich wie in seinen Filmen im Fernsehen, den Normalbürger etwas begreifen lässt von komplizierten Zusammenhängen und neuen Entwicklungen in Syrien und im gesamten Nahen Osten.
Jörg Armbruster, Brennpunkt Nahost. Die Zerstörung Syriens und das Versagen des Westens, Westend 2013, ISBN 978-3-86489-037-6
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-10-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.