“Oh, the terrible struggle that I have had against sleep so often of late; the pain of the sleeplessness, or the pain of the fear of sleep, and with such unknown horror as it has for me! How blessed are some people, whose lives have no fears, no dreads; to whom sleep is a blessing that comes nightly, and brings nothing but sweet dreams.”, schrieb Bram Stoker dem dunklen Fürsten der Finsternis, Dracula, ins Gedächtnis, fürwahr eine der tragischsten Figuren der Literaturgeschichte, die unter ihrem Schicksal wohl ebenso litt, wie sie sie genoß. Aber ewig leben? Wer will das schon?
Die italienisch/französisch/spanische Koproduktion aus dem Hause Argento, einem der ehemals renommiertesten Horrorfilmer Italiens, hat für die beiden Kontrahenten Dracula (Thomas Kretschmann) und Professor Abraham Van Helsing (Rutger Hauer) ein von den Kritikern leider verurteiltes Potpourri an Überraschungen parat, das vor allem durch Draculas Verwandlungskünste zu überraschen weiß. Erst tritt er als Nachteule auf, dann als Wolf, als Fliegenschwarm und schließlich noch als gigantische Gottesanbeterin, oder ist es doch nur eine Riesen-Heuschrecke? Ansonsten sind natürlich alle klassischen Elemente, die ein Dracula-Movie bieten muss, vorhanden. Da wäre das Dorf (Passo Borgo) und die dazugehörige Kneipe mit den (zumeist grenzdebilen) Einwohnern, das furchterregende Schloss und die schönen Frauen, eine Menge an Särgen und natürlich ein Vampirjäger (Van Helsing). Aber auch dieser ist schon etwas in die Jahre gekommen und nimmt seine Aufgabe nur mehr mit wenig Enthusiasmus wahr. Anfangs glaubt sich der Zuseher aber tatsächlich in einen Horrorfilm der Siebziger versetzt, ein Liebespaar, Tania und Milos, trifft sich in einer Scheune - die beiden sind bis auf die Haut nackt - und die enervierende Musik von Claudio Simonetti schafft eine aufregende Atmosphäre der intensivierten erotisch knisternden Anspannung in einem Heustadel Transsylvaniens.
Nach dem für Tania doch eher kurzen Liebesglück, will Milos schnell zu seiner Frau zurück und lässt Tania ihres eigenen Weges ziehen. Aber in der Walpurgnis Nacht sollte man besser nicht alleine nach Hause gehen und schon gar nicht durch den dunklen Wald, das muss Tania bald am eigenen Leib erfahren. Milos, der verheiratete Liebhaber, hat einen anderen Weg nach Hause und lässt die junge Frau unbehütet und unbeschützt alleine und so wird sie für den als Nachteule erscheinenden Dracula bald eine leichte Beute. Ab dieser Szene erkennt man die Handschrift Argentos aber nur mehr sehr schwerlich, denn „Dracula 3D“ verwandelt sich von nun an in ein wohl der neuen Technik verschuldeten Splatter-Film, der auf spektakuläre Effekte hofft. Trotz der vielen negativen Kritiken, die dieses Remake erfahren hat, sollte man sich dennoch ein eigenes Bild machen und sich die DVD auf etwaige Anämie (Blutleere) einfach selbst an den Schlauch legen. Für einen unterhaltsamen Abend ist gesorgt.
Dario Argento
Dracula 3D
Produced by Enrique Cerezo/Roberto Di Girolamo/Sergio Gobbi/Franco Paolucci/Giovanni Paolucci
Mit Thomas Kretschmann, Dario Argento, Marta Gastini, Asia Argento, Unax Ugalde, Miriam Giovanelli, Rutger Hauer
Music by Claudio Simonetti
Koch Media Home Entertainment
Italien 2012, DVD/3D Blu-ray, Blu-ray 110 Minuten
Extras: Making Of, Musikvideo, Original Kinotrailer, Aufnahmen von Argentos Besuch in Wien
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-08-27)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.