Eine abgelegene Farm in Südafrika. Sie wird belagert und beschossen, aber es ist anders, als solche Überfälle auf Farmen Weißer in Südafrika üblicherweise ablaufen. Es geht den Angreifern offenbar nicht hauptsächlich um Mord und schnellen Raub. Das wird den Menschen in der Farm schnell klar.
In der Farm befinden sich neben der Familie des Besitzers noch die Arbeiter der Farm, Handwerker, die dort gerade zu tun hatten und Besucher. Draußen wird geschossen und die verbarrikadierten Menschen in der Farm sind schutz- und hilflos. Die Telefonleitung ist kaputt, die Handys haben kein Netz.
Nach ihrer ersten Hilflosigkeit beginnen sie nicht nur zu überlegen, wie sie sich angemessen verteidigen können, sondern sie entwickeln auch so etwas wie eine Strategie, ihrerseits die Belagerer anzugreifen. Insbesondere nachdem nach einem Gast zu Beginn des Angriffs, später auch die Frau des Besitzers erschossen wird.
Während der Besitzer der Farm, von allen der Boss genannt, um seine Frau trauert, regrediert und seine führenden Rolle ohne Worte abgibt, verschieben sich die bisherigen Hierarchien der Gruppe. Die Schwester der erschossen Ehefrau reißt die Führung an sich und beginnt die Jagd auf die da draußen. Für kurze Zeit ändert die äußere Bedrohung die Strukturen drinnen.
Sieben Stunden dauert das Drama, bevor der Kampf zu Ende ist. Wie das geschieht, wird nur leise angedeutet, ist Max Annas offenbar auch weniger wichtig als die Beschreibung der Tatsache, dass sich danach nichts ändert. Der Hass auf die Überbleibsel alter Herrschaftsstrukturen wird weiter existieren und deshalb wird es weitere Überfälle auf Farmen geben.
„Die Farm“ ist ein ernüchternder Bericht über ein Land, in dem nach der Apartheid wohl alle als Verlierer dastehen.
Max Annas, Die Farm, Diaphanes 2014, ISBN 978-3-03734-701-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-01-30)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.