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Rezensionen


 
Rick Alverson - Entertainment

Schon in der Szene im Vorspann wird dem Zuschauer klar, dass es sich hier um einen Film der besonderen „Unterhaltung“ dreht: ein Komiker macht Faxen, springt auf den Tisch und bringt die Leute sogar so weit, ihm zu applaudieren, obwohl er eigentlich nur einen Pingpongball zum Springen bringt. Das „Entertainment“ – englisch für Unterhaltung – gilt 40 Insassen eines Gefängnisses und wenn man selbst die, die eigentlich nichts zu lachen haben zum Lachen bringt, sollte man eigentlich einen hohen Entertainmentfaktor haben. Dann wird der Titel eingeblendet und der Zuseher auf eine Reise durch die heruntergekommensten Spelunken in der Mojave-Wüste mitgenommen, das Publikum ist meist noch schräger als der Entertainer selbst, sitzt zumeist auf Barhockern und pöbelt kurz dazwischen, was den Komiker mehr als erzürnt. Bald wird es zu einer Art Stilprobe, sein eigenes Publikum zu beschimpfen und sogar so beleidigend zu werden, dass er an seinem Parkplatz abgepasst wird. Peter Handke lässt grüßen.


Publikumsbeschimpfung auf Amerikanisch

„I just called to tell you: sweet dreams.“ Gregg Turkington spielt in Rick Alversons Entertainment den Comedian, der sich stets mit Wannenwischspray die Haare auf die Stirn pappt, um sich so vor dem Spiegel in seine Kunstfigur zu verwandeln, und damit aussieht wie ein begossener Pudel. Er trägt auch immer dieselbe Kleidung, Sakko und Gilet, hat fettige Haare und schlüpft so in die Rolle eines Komikers, der auf der Suche nach seiner Tochter seine eigene Karriere aufs Spiel setzt und durch Bars und Nachtclubs tingelt, deren Stammpublikum seine Art von Humor gar nicht verstehen können, denn das ist Großstadtkomik und ohne dessen Referenzrahmen völlig unverständlich. Eine absurde Übung in Nihilismus und Absonderlichkeiten erwartet den Zuseher, da die Kamera nicht nur diesen Clown und coole Wüstenaufnahmen zeigt, sondern auch einige seiner Kollegen, die sogar noch schlechter sind. Einer von ihnen furzt und masturbiert auf der Bühne – natürlich nur als Andeutung – und wirft die fraglichen Ergebnisse dann ins begeisterte Publikum. Ist das der Humor den sie im Midwest verstehen?

On the road „agin“

Es sei ein customer-service-thing, beklagt sich unser Komiker, wenn er sich auch noch um die security kümmern müsse, sei das einfach zu viel. Stets an einem Strohhalm eines
Gin Tonics saugend, schaut er unschuldig in die Wäsche, bis eine Farbtherapie in Gelb-grün-rot sein Gemüt erheitert. Von jetzt wechselt er sogar seine angestammte Nerdbrille und tauscht sie aus gegen eine goldene Brille mit gelben Gläsern, vielleicht hilft es ja. Schon wie er läuft, zeigt, wie deplatziert er sich fühlt. Er ist autistisch, kann keinen Kontakt zu anderen aufnehmen, keine Verbindung herstellen. Er ist in seiner Rolle so sehr gefangen, dass er zwar viel austeilen kann, aber nix einstecken. Motorradfahrer unterbrechen die Auftritte und zeigen Ortswechsel an, denn „Herr K.“ ist immer on the road. Er liegt am Boden im Suff, wie ein Gemälde von Jeff Koons und erinnert an den Mann im Mond. Man muss die Peripetie in diesem Film wirklich erwarten können, aber dann schlägt sie ein.

Rick Alverson
Entertainment
Komödie 102min
Bildstörung
http://www.bildstoerung.tv/blog/

[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-09-20)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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