"Schnee kommt" ist der dritte Roman des österreichischen Schriftstellers und Fotografen Bernhard Aichner. Schauplatz der Handlung seines Romans ist ein Autotunnel. Zwei voneinander unabhängige Unfälle lassen den Verkehr im Tunnel zu Erliegen kommen. Den einen Unfall verursacht Valentin, der mit einem LKW voller Wein auf der schneeglatten Fahrbahn direkt vor der Einfahrt in den Tunnel ins Schleudern gerät. Der umgekippte LKW macht den Tunnel für lange Zeit unpassierbar. Doch zur gleichen Zeit kollidieren im Inneren des Tunnels weitere Fahrzeuge miteinander. Der farbige Kunsthändler Maurice, Fahrer des ersten Autos, ist sofort tot. Im zweiten findet sich der Arzt Bertram eingeklemmt. Handys haben keinen Empfang, auch die Notrufsäulen funktionieren nicht. Keine Hilfe von außen. Unter Schock, mit Schmerzen und alleingelassen, nehmen die Menschen im Tunnel miteinander Kontakt auf. Das funktioniert aber nicht sehr gut, denn persönliche Dinge und Gefühle drängen sich nach vorne und verhindern eine gegenseitig nötige Hilfe. Die Situation spitzt sich zu, Gefühle nehmen überhand, Gemeinheiten dominieren, bis am Ende sogar ein Mord passiert.
Der Roman erzählt in kurzen Abschnitten vom Leben der Menschen im Tunnel, ihren Geheimnissen, ihren Träumen, ihrer Schuld. Bernhard Aichner spielt gekonnt mit allerlei Details aus ihrem Leben, bis sich letztendlich das Puzzle stimmig aneinanderfügt, nachdem der gebannte Leser mehrfach in die Irre geführt wurde.
Zunächst erscheint Aichners Stil etwas schwierig, doch schon bald hat man sich eingelesen und kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Bernhard Aichner, Schnee kommt, Haymon 2014, ISBN 978-3-7099-7158-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-12-09)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.