Sein Debütroman "Ruf mich bei deinem Namen", der 2008 bei Kein & Aber erschien, und seit Sommer 2010 in einer Taschenbuchausgabe bei DTV erhältlich ist, war ein Meisterwerk und ein beeindruckendes Beispiel, wie man mit literarischem Anspruch ein nicht-triviales Buch schreiben kann über die Macht der Liebe und des Begehrens.
Verständlich nun, dass ein Autor nach einem solchen Erfolg bei diesem Thema bleibt und es in einem weiteren Buch versucht zu vertiefen. Kam sein erster Roman noch mit 284 Seiten aus (eine mittlere Romanlänge), braucht Andre Aciman in seinem neuen Buch "Acht helle Nächte" über 500 Seiten, um die Geschichte der leidenschaftlichen Begegnung zwischen dem Ich-Erzähler und Clara zu beschreiben.
Noch beim Lesen des ersten Kapitels bis Seite 144 war ich regelrecht begeistert über den Stil Acimans. Wie er mit einer fast poetischen Sprache die Annäherung von zwei Menschen beschreibt, voller zarter Erotik und mit viel sprachlichem Witz und Hintersinn, hat mich lange gefangen genommen. Allerdings habe ich mich auch zeitweise schon da gefragt, wann er denn endlich zur Sache kommt.
Irgendwann trägt die auch stellenweise artifiziell anmutende und gedrechselt wirkende Sprache dazu bei, dass sich bei Lesen immer mehr so etwas wie Langeweile einschleicht, die durch die Schilderung dieser einzigartigen und extrem spannungsgeladenen Liebesbeziehung nicht ausgeglichen werden kann.
Hätte Aciman seinen Stoff wieder auf etwa 300 Seiten beschränkt, wäre ihm ein weiteres Meisterwerk gelungen. So leidet ein gutes Buch unter seinen Längen.
Andre Aciman, Acht helle Nächte, DTV 2013, ISBN 978-3-423-14286-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-11-19)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.