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Biographie: Edgar Allan Poe


 
(* 19.01.1809 – † 07.10.1849)
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Eine Biographie Edgar Allan Poes zu verfassen, sei es eine noch so kurze Skizze, erscheint ein gewagtes Unternehmen, ist doch die Fülle an widersprüchlichen Informationen, die zur Verfügung steht, schier unerschöpflich, zumal Poe in seinem relativ kurzen Leben außergewöhnlich viel erlebt und geschaffen hat. Die Existenz von wahren Fakten hingegen ist jedoch verschwindend gering. Dazu hat die Tatsache beigetragen, dass Poe selbst die Gewässer bewusst und gezielt getrübt hat, um höhere Auflagen seiner Werke zu erreichen, wie auch die Emsigkeit und Beflissenheit mancher Biographen, die einzelne, in privaten Konversationen dahin geworfene Bemerkungen Poes, zu lebensüberdauernden Wahrheiten hochstilisierten, in ihrem verzweifelten Versuch, Licht in das Dunkel von Poes Phantasien zu bringen. Phantasien, die von den meisten nicht als solche erkannt wurden, da diese Poes fiktive Ich-Erzähler mit der realen Person Poes fälschlicherweise identifizierten. Sogar in Bezug auf seine exakten Geburts- und Todesdaten besteht keine Einigkeit. Am wahrscheinlichsten erscheint jedoch, dass Poe am 19. Januar 1809 in Boston im Zeichen des Steinbocks geboren wurde und am 7. Oktober 1849 in Baltimore starb.

Interessant und erwähnenswert ist die Aufspaltung der Poe-Rezeption in drei Lager. Da gibt es einerseits das "Griswold Camp", das Poe als Teufel verteufelt, das "Ingram Camp", das Poe als Engel glorifiziert und dann ist da noch das "Baudelaire Camp", das Poe als Teufel glorifiziert.

Seit meinem Studium der englischsprachigen Philologie hat mich die Faszination der phantastischen Texte und der schillernden, äußerst komplexen Persönlichkeit Edgar Allan Poes nicht mehr losgelassen. Kaum ein anderer Schriftsteller hat es je verstanden, seine inneren Visionen und teils drogeninduzierten Halluzinationen dermaßen gekonnt und virtuos in sprachlichen Meisterwerken zu verarbeiten, in Werken, die Zeit und Raum mühelos überdauern und den Leser für immer in ihren Bann ziehen. Poe, einer der bedeutendsten Autoren und Wegbereiter der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts, hochbegabter Dichter, Erzähler und Literaturtheoretiker, legte am meisten Wert auf seine Lyrik, sollte aber für seine kriminalistischen und phantastischen Kurzgeschichten und Erzählungen geliebt und anerkannt werden.

Edgar Allan Poe ist ein Paradebeispiel für den außerordentlich genialen Künstler, der seine Genialität mit dem Opfer des Ausagierens eines besonders tragischen Schicksals bezahlen musste. Poes Obsessionen, die vor allem das Thema des Todes in allen möglichen Variationen zum Gegenstand hatten, wären ohne seine wiederholte Konfrontation mit dem Erlebnis des Sterbens geliebter Personen in seinem realen Leben nicht ohne weiteres verständlich gewesen.

Poes Eltern waren Schauspieler, der Vater verschwand ein Jahr nach Poes Geburt, die Mutter Elizabeth starb 1811 im Alter von 24 Jahren an der Schwindsucht, als Poe kaum drei Jahre alt war. Er kam bei Ersatzeltern in Richmond (Virginia)unter, der Familie des Tabakhändlers John Allan, dessen Namen Poe aus Dankbarkeit später in seinen eigenen Namen integrierte. Er wurde von ihnen finanziell unterstützt, um seine Schulausbildung absolvieren zu können, als er aber später im Laufe seines Universitätsstudiums Spielschulden verursacht, kommt es zu einem Zerwürfnis mit seinen Adoptiveltern, der Geldhahn wird zugedreht und Poe muss infolgedessen 1826 sein Studium an der Universität Virginia abbrechen. Poe tritt aus finanzieller Not in die Armee ein. In dieser Zeit erscheint anonym Poes erstes Buch "Tamerlane und andere Gedichte". Zwei Jahre später zieht er zu seiner Tante Mrs. Clemm nach Baltimore, wo er seine ersten Erzählungen schreibt, die der "Philadelphia Saturday Courier" 1832 veröffentlicht.

Im Mai 1836 heiratet der 27-jährige Poe seine 13-jährige Cousine Virginia Clemm.
1841 wird er als Chefredakteur beim Graham`s Magazine in New York angestellt. Ein Jahr später verliert er die Stelle wieder, da er seine Pflichten nur sehr mangelhaft erfüllt.
1845 wird Poe berühmt mit dem Aufsehen erregenden Erfolg seines Gedichtes „The Raven“, was aber seine finanzielle Situation nicht entscheidend verändert. Poe lebt mit seiner Frau weiterhin nah an der Armutsgrenze.

Das Jahr 1846 soll ein besonders tragisches Jahr werden. Das Broadway Journal wird ein Misserfolg, seine geliebte Virginia erkrankt an Schwindsucht und stirbt am 30. Januar 1847. Der Tod seiner Frau stürzt Poe in abgrundtiefe Verzweiflung und verschlimmert seine ohnehin schon sehr problematisch gewordene Alkoholabhängigkeit. Schon geringe Mengen an Alkohol führen bei Poe zu Veränderungen seiner Persönlichkeit und Exzesse setzen ihm körperlich stark zu. Nach dem Verlust von Virginia sucht Poe Trost und Gesellschaft in Affären mit verschiedenen Frauen, begeht Selbstmordversuche. Sein ganzes Leben lang übt der kümmerliche Zustand seiner Gesundheit einen stark hemmenden Einfluss auf seine berufliche Entwicklung aus und sein Alkoholproblem schädigt empfindlich seinen Ruf.

Auch die Umstände von Poes Tod sind mysteriös und obskur. Manche glauben, dass Poe Opfer von Wählerfängern wurde. Andere meinen, er sei an den Folgen eines alkoholischen Deliriums gestorben. Gesichert ist keine Hypothese und für beide Annahmen gibt es genügend überzeugende Anhaltspunkte. Auch hier liegen Fiktion und Wirklichkeit nah beieinander. Tatsache ist, dass man ihn in bewusstlosem und erbärmlichem Zustand in Baltimore auf der Straße fand und ins Washington College Hospital brachte, wo Poe einige qualvolle Tage später am Sonntag des 7. Oktobers 1849, physisch, psychisch und finanziell am Ende, verstarb.

Das Alan Parsons Project hat Teile des literarischen Werks Poes in Auszügen vertont ("Tales of Mystery and Imagination“ by Edgar Allan Poe"). Der Musiker Lou Reed führte im Jahr 2000 zusammen mit Robert Wilson das von Wilson inszenierte Musical "POEtry" auf. Lou Reed hat dazu das Libretto verfasst und die Lieder komponiert.

Subjektive Auswahl aus dem äußerst umfangreichen Werk E.A. Poes:

• Schweigen
• Das verräterische Herz
• Der Mord in der Rue Morgue
• Der Geist des Bösen
• Die schwarze Katze
• Die Abenteuer Gordon Pyms
• Die Maske des roten Todes
• Liebe auf den ersten Blick
• Ligeia
• Der Eroberer Wurm
• Der Rabe
• Die Schläferin
• Ein Traum
• Märchenland
• Traumland

Zum Abschluss noch einige Ausschnitte aus Werken Poes:


Schweigen

»Höre mich an«, sagte der Dämon und legte seine Hand auf mein Haupt: »Das Land, von dem ich spreche, ist ein trauervolles Land in Libyen an den Ufern des Flusses Zaire. Und dort ist nicht Ruhe noch Schweigen.

[…]

Aber ihr Reich hat eine Grenze - diese Grenze ist ein hoher, dunkler, schreckensvoller Wald. Das niedrige Unterholz ist, wie die Wellen um die Hebriden, in immerwährender Bewegung. Und doch regt sich kein Hauch am Himmel. Und die ungeheuren Urwaldbäume schwanken ewig hin und her mit machtvollem Brausen. Und aus ihren hohen Wipfeln fällt Tropfen auf Tropfen, ein ewiger Tau. Und um ihre Wurzeln winden sich seltsame, giftige Blumen in unruhigem Schlummer. Und über ihren Häuptern eilen die grauen Wolken mit lautem Rauschen immer westwärts, bis sie als Katarakt über die feurigen Mauern des Horizontes herabstürzen. Und doch regt sich kein Hauch am Himmel. Und an den Ufern des Flusses Zaire ist nicht Ruhe noch Schweigen.
Es war Nacht und der Regen fiel; und da er fiel, war es Regen; aber da er gefallen, war es Blut. Und ich stand im Sumpf unter den hohen Lilien, und der Regen fiel auf mein Haupt, und die Lilien seufzten einander zu in der Feierlichkeit ihrer Verlassenheit.
Und plötzlich ging hinter einem dünnen, geisterhaften Nebel der Mond auf und war von karmesinroter Farbe. Und meine Augen fielen auf einen gewaltigen grauen Felsen, der am Ufer des Flusses stand und vom Licht des Mondes beleuchtet wurde. Und der Felsen war grau und düster und hoch - und der Felsen war grau. In seine steinerne Stirne schienen Schriftzüge eingegraben; und ich schritt durch den Sumpf der Wasserlilien und näherte mich dem Felsen, die Inschrift zu lesen. Doch konnte ich sie nicht entziffern. Und ich schritt wieder durch den Sumpf zurück, als der Mond in höherem Rot aufleuchtete; und ich wandte mich um und blickte wieder zu dem Felsen und den Schriftzügen empor - und die Schriftzüge bildeten das Wort: Verlassenheit.


Die Schläferin
Ich steh um Mitternacht allein
Im mystisch weißen Mondenschein.
Dem vollen goldenen Gestirne
Entströmen feuchte Nebeldünste
Und fallen auf die blauen Firne
Wie silberweiße Lichtgespinste,
Um sich von dort melodisch leise
Und schläfrig langsam tropfenweise
Wie bunte, schimmernde Juwelen
In das entschlafne Tal zu stehlen.
Vom Grabe winkt der Rosmarin
Zu den schlaftrunknen Lilien hin.
Die wankenden Ruinen raffen
Erschauernd um die morschen Glieder
Ihr Nebelkleid und sinken nieder,
In alle Ewigkeit zu schlafen.
Der See dort – Lethe ist nicht stummer
Als er in seinem tiefen Schlummer.
[…]

Märchenland
Ströme und dunkle Täler und Tiefen,
In wolkengleichen Wäldern versteckt,
Deren Formen uns ganz verdeckt,
Weil sie von bleiernen Nebeln triefen.
Riesige Monde, die wachsen und schwinden
Des Nachts drüber her ohne Unterlass,
Von deren Atem, frostig und nass,
Die Sterne erlöschen oder erblinden.
Ihr Kern sinkt auf die Bergesspitzen,
Doch ihre Lichtkreise wogen schwer
Über dem großen Wäldermeer
Und dringen in alle Schlünde und Ritzen,
Bis alle Irrgänge weit und breit
Umsponnen sind von Müdigkeit
Und sie des Schlafes Leidenschaft

Umfängt mit zaubertiefer Haft.
[…]


Diese Biographie schrieb: Jasmin Carow (2005-03-20)

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