Jahnn wurde am 17.12.1894 in Hamburg-Stellingen als jüngster Sohn eines Schiffszimmermanns geboren. 1914 Abitur. Von 1915 – 1918 Aufenthalt zusammen mit seinem Freund Gottlieb Harms in Norwegen, um der Einberufung zu entgehen. Bei Kriegsende Rückkehr nach Hamburg.
1919 wird sein Drama „Pastor Ephraim Magnus“ veröffentlicht und macht ihn rasch bekannt. Jahnn erhält dafür 1920 den Kleistpreis. Es folgen weitere Dramen im expressionistischen Stil. Sie weisen neben zahlreichen Tabuverletzungen Handlungen voller Gewaltexzesse auf und erfahren eine sehr geteilte Aufnahme beim Publikum wie bei der Kritik. Jahnn wird früh zu einer literarischen Skandalgröße.
1921 gründet er die Glaubensgemeinschaft Ugrino, im Wesentlichen ein Zusammenschluss von Künstlern und Kunstinteressierten zur Hebung des kulturellen Niveaus und zur Errichtung von gewaltigen, der Kunst dienenden Gebäude. Außerdem widmet sich Jahnn in den Zwanzigern dem Orgelbau, insbesondere der Restaurierung von Barockorgeln. Er bringt es später bis zum amtlich bestellten Orgelsachverständigen der Stadt Hamburg. Jahnn lebt zeitweise am Rand der Lüneburger Heide.
1926 heiratet er Ellinor Philips; von ihr 1929 sein einziges Kind, die Tochter Signe. Das Ehepaar Jahnn lebt nun in enger Gemeinschaft mit Harms und dessen Frau Mona. 1929 veröffentlicht er den ersten Teil seines ersten Romans „Perrudja“. Das in Norwegen spielende Werk behandelt das katastrophale Schicksal eines Außenseiters. Es war als großes Zeit- und Weltdrama angelegt und blieb Fragment.
1933 verlässt Jahnn Deutschland, hält sich an verschiedenen Orten in Dänemark und in der Schweiz auf. 1934 kauft er für sein Mündel Eduard, Sohn des 1931 gestorbenen Harms, einen Bauernhof auf der Insel Bornholm und siedelt mit Ellinor, Signe und der Witwe Harms und Eduard dorthin über. Jahnn wird jetzt mit wechselndem Erfolg Landwirt und betreibt sogar (laienhafte) Hormonforschung. Sein Exil in Dänemark währt bis 1950, dann Rückkehr nach Hamburg.
Die Bornholmer Jahre waren vor allem seinem Hauptwerk gewidmet, dem als Trilogie konzipierten Roman „Fluss ohne Ufer“. Veröffentlicht wurden Teil 1 – „Das Holzschiff“, – und Teil 2 – „Die Niederschrift des Gustav Anias Horn nachdem er 49 Jahre alt geworden war“ – in den Jahren 1949/50. Es folgten 1961 die im Nachlass aufgefundenen Kapitel des unvollendeten „Epilogs“. „Fluss ohne Ufer“, nach Botho Strauß „eines der mächtigsten Prosawerke deutscher Sprache“, enthält die jahrzehntelange Odyssee zweier Freunde über drei Kontinente. Seine reiche Struktur und seine vielfältigen Themen können im Rahmen einer Kurzbiographie nicht einmal ansatzweise gestreift werden.
Jahnn etablierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg erneut als gesamtdeutsches literarisches Schwergewicht. Er wird Gründer und Präsident der Hamburger Freien Akademie der Künste. Er ist sehr aktiv in der Bewegung gegen atomare Aufrüstung. Er ist wieder als Orgelbauer wie als Hormonforscher tätig. Er schreibt weitere Dramen und beginnt seinen dritten Roman „Jeden ereilt es“, der ebenfalls unvollendet bleibt. Von ihm wird 1956 als surrealistischer Alptraum das Fragment „Die Nacht aus Blei“ veröffentlicht (bald erfolgreich verfilmt).
Hans Henny Jahnn starb am 29.11.1959 in Hamburg.Diese Biographie schrieb: Arno Abendschön (2011-10-06)
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